Panorama Venvorland

Das Vennvorland

Wie ein breiter Bogen legt sich das Eifelvorland um den Norden des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel. Die westliche Hälfte dieses Bogens wird auch Vennvorland genannt und ist ein Bestandteil des Naturparks. Sanft gewellte Hügel und weite Grünflächen mit Milchvieh verleihen dem Vennvorland einen lieblichen Charakter und sind ideal zum Radwandern.

Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiet Struffelt

Auf über 450 m erhebt sich der unbewaldete Struffeltkopf mit seinen nährstoffarmen Lehmböden am Rande des Eifeldörfchens Rott. Er überragt seine Umgebung um fast 100 Meter, so dass die von Westen heranziehenden Wolken sich hier abregnen und dem Gebiet 1100 mm Niederschlag im Jahr bescheren.

Schon in den Karten von Tranchot und v.Müffling aus den Jahren 1803 bis 1820 ist der Struffeltkopf inmitten der bewaldeten Umgebung als Heidegebiet gekennzeichnet. Seitdem hat das Gebiet sämtlichen Aufforstungsversuchen erfolgreich widerstanden. Alte Entwässerungsgräben zeugen von diesen Bemühungen.

1989 wurden die Untersuchungen für die Unterschutzstellung des 56 ha großen Heidegebietes durchgeführt. 175 verschiedene Pflanzenarten, 54 Vogel-, 156 Falter- und 108 Käferarten wurden hier entdeckt.

Die Besucher machen hier die Bekanntschaft mit dem Lebensraum einer "feuchten Heide": Lange Perioden der Bodenvernässung wechseln sich mit kurzfristiger Austrocknung ab. Der graue, tonige Lehm ist hier so feinkörnig, dass das Niederschlagswasser im Boden gestaut wird. Maßnahmen der Wiedervernässung werden vorgestellt: Entwässerungsgräben wurden versperrt und halten heute das Wasser in diesem Landschaftsteil zurück. Sie bieten Grasfröschen, Fadenmolchen oder Gelbrandkäfern einen Lebensraum.

Kennzeichnend für das Gebiet ist auch der sehr geringe Gehalt an Nährstoffen für die Pflanzen: Nur eine dünne Rohhumusschicht bedeckt den Mineralboden. Bei diesen Lebensbedingungen kann sich hier kein natürlicher oder angepflanzter Wald halten. Nur ein paar anspruchslose Birken sind über die Fläche verstreut.

Diese dienen den Hänflingen als Ansitz. Die hübschen Singvögel brüten hier und benötigen die offene Fläche mit dem umgebenden Wald für den Nahrungserwerb. Turteltäubchen und Kuckuck sind zu hören, und gelegentlich trägt ein Baumpieper seinen auffälligen Balzflug vor.

Typisch für die Vegetation des Struffelt sind Heidekraut, Blaubeere und Pfeifengras. Seltener kommen Rauschbeere und der Siebenstern vor. Der Name des Pfeifengrases leitet sich von den langen Halmen mit den violett-grauen Ähren ab. Früher wurde es bevorzugt als Pfeifenputzer benutzt, da die knotenfreien Halme beim Durchziehen nicht im Pfeifenhals stecken blieben.

Deutlich sind die Spuren von Pflegemaßnahmen aus dem letzten Jahr erkennbar: Hier wurde der wuchernde Adlerfarn abgemäht, der sich seit Jahren in diesem Naturschutzgebiet hatte ausbreiten können.

Naturschutzgebiet Schlangenberg

Sie befinden sich in einem der seltensten Biotope der Eifel", erläutert Biologe Ulrich Haese während der Führung über den Schlangenberg. Die Besucher haben gerade die erste Bekanntschaft mit der Galmeiflora gemacht, einer Pflanzengemeinschaft, die sich im Laufe der Evolution an schwermetallhaltigen Boden als ihren Lebensraum anpassen konnte. Galmei enthält Zink, Blei und Manganverbindungen zu unterschiedlichen Anteilen. Sein Vorkommen im Boden ist die besondere Eigenart dieses Naturschutzgebietes.

Solche eigentümlichen Galmeigebiete erkennt man schon von Weitem an ihren Polstern aus leuchtend gelben Galmeiveilchen und rosa Galmeigrasnelken. Bäume halten es hier überhaupt nicht aus, daher sind Galmeigebiete nicht bewaldet. Doch auch im umgebenden Wald sieht man gelegentlich baumfreie Stellen: dort liegen Galmeierze dicht unter der Oberfläche und verhindern mit ihrer Giftwirkung auf die Pflanzenwurzeln das Wachstum der Bäume.

Eine weitere Besonderheit kennzeichnet den Schlangenberg: Außer Galmei befindet sich auch Kalk im Boden. So findet man bei genauem Hinsehen auch verwitterte Korallen, und die Pflanzen sind ebenfalls an den Kalkboden angepasst. Hier kommen zahlreiche bedrohte Insektenarten vor, wie der braunfleckige Perlmutterfalter oder der sehr seltene Rosenkäfer. Verschiedene Bläulingsarten und rotweinfarbene Widderchen sitzen an warmen Frühsommertagen in Massen auf Wiesenknautie und Flockenblume. Anfang September ist die Zeit der Heuschrecken. Nachtigallengrashüpfer, Buckelschrecken oder das fingergroße, grüne Heupferd sind hier nicht selten. Gelegentlich findet man nun die großen, grell gefärbten Raupen des Schwalbenschwanzes. Auch die Wespenspinne, eine große Radnetzspinne mit schwarzgelben Querstreifen hat jetzt ihre Hochzeit.

Der Galmeispaziergang führt aber auch ein Stück in die Bergbaugeschichte. Bereits die Kelten gruben nach dem begehrten Galmeierz, und die Stadt Stolberg brachte es mit ihrer Messingindustrie in der jüngeren Vergangenheit zeitweilig zu Weltruhm. Heute ist die Galmeierzgewinnung erloschen. Erfreulicherweise sind einige Industriebrachen und Galmeifluren unter Naturschutz gestellt worden.

Siebenstern

Siebenstern © Raimund Knauf

Rauschbeeren

Rauschbeeren © Petra Fabelje

Hänfling

Hänfling © Nadine Schäger

Perlmutterfalter auf Flockenblume

Perlmutterfalter auf Flockenblume © Brunhild Fischer

Rosenkäfer

Rosenkäfer © Clara Höfs

Ausflugsziele

Lehrpfade im Vennvorland

  • Wasserlehrpfad der Wesertalsperre Eupen, an der Staumauer
  • Informationstafel "Historische Eisenindustrie", Mulartshütte Ortskreuzung
  • Kalkofenwanderweg, Naturschutzgebiet und Freizeitgelände bei Walheim
  • Waldlehrpfad am Forsthaus Zweifall (Ortsende Richtung Hürtgenwald)

Wandern, Rad- und Bahnfahren im Vennvorland

Zum Wandern empfehlen wir

  • die Topografische Karte von Belgien 1:25.000 Blatt 43/5-6
  • die Wanderkarte "Hohes Venn" 1:25.000 des Nationalgeografischen Instituts Brüssel
  • die Wanderkarten des Eifelvereins Blatt Nr. 01 Euregio Maas-Rhein, Blatt Nr. 1 Eschweiler-Stolberg und Blatt Nr. 2 Dürener Rureifel

Zum Radfahren sind

  • die Freizeitkarten 1:50.000 "Nordeifel/Hohes Venn" und "Aachen/Jülicher Börde" des Landesvermessungsamtes NRW geeignet.

Es gibt ein großes Spektrum an Wander- und Radlerliteratur über die Eifel in den Eifeler und Aachener Buchhandlungen.

 

Das Informationszentrum des Eifel- und Heimatvereins Breinig

...informiert in zwei Ausstellungsräumen über den historischen Abbau des Galmeierzes und die Besonderheiten der Galmeiflora im Stolberger Raum.

Anschrift: D-52223 Stolberg-Breinig, Breinigerberg 95, Tel. 0049-(0)2402-30322 und -30193.

Das Heimat- und Handwerksmuseum in Stolberg

...stellt über Handwerke der Nordeifel und ihre Produkte aus. Bergbau, Messingverarbeitung, Glasindustrie, Holzverarbeitung, Spinnen und Weben, Seifenherstellung, Schusterei und Sattlerei sind einige Themen der in der Stolberger Burg gelegenen Ausstellungsräume.

Anschrift: Torburg, D-52222 Stolberg, Tel. 0049-(0)2402-82250, 81720.

Das Industriemuseum in Stolberg

...stellt über die Industriegeschichte der Stadt Stolberg und ihrer Umgebung aus.

Anschrift: Industriemuseum, Cockerillstraße 90, D-52222 Stolberg, Tel. 0049-(0)2402-90313-0

Das Töpfereimuseum Langerwehe

...stellt über die Geschichte des örtlichen und regionalen Töpferhandwerks aus und bietet Führungen, Schulklassenprogramme und Kinderanimationen auf Anfrage.

Anschrift: Pastoratsweg 1, D-52379 Langerwehe, Tel. 0049-(0)2423-4446.

Das Töpfereimuseum Raeren

...stellt über die Geschichte des örtlichen und regionalen Töpferhandwerks aus und bietet Führungen, Schulklassenprogramme und Kinderanimationen auf Anfrage.

Anschrift: Burgstraße 86, B-4730 Raeren, Tel. 0032-(0)87-850903.

Das Eupener Stadtmuseum

...im alten Tuchmacherhaus von 1680. Ausstellungen u.a. zu den Themen Raerener Töpferkunst, Geschichte der Stadt, Mode und Kleidung, Wohnkultur, Eupener Karneval etc.

Anschrift: Gospertstraße 52, B-4700 Eupen, Tel. 0032-(0)87-740005.

Das Naturzentrum Haus Ternell

...zwischen Eupen und Mützenich ist eine Ausbildungsstätte für deutschsprachige Naturführer. Sie ist zur Durchführung von Seminaren und Versammlungen ausgestattet. Für den Besucher bietet das Naturzentrum einen Skiverleih, ein Jahresprogramm und ein Museum mit einer Ausstellung zum Thema "Wald". In unmittelbarer Nähe des Hauses vermitteln Lehrpfade Wissenswertes zu den Themen "Wald" und "Geologie". Nach einer Wanderung können Sie ins Haus Ternell einkehren und sich stärken.

Anschrift: Ternell 2-3, B-4700 Eupen, Tel.0032-(0)87-552313, Fax -558160

Wälder

Der Anstieg zum Hohen Venn, Vennabdachung genannt, wurde wegen des schlecht zu bearbeitenden Bodens kaum besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt.

Hier finden Sie Ruhe für ausgedehnte Spaziergänge und Radtouren in großen Nutzwäldern mit engen Tälern und wasserreichen Bächen. Der Hertogenwald zwischen Eupen und dem Hohen Venn ist für ausgedehnte Wanderungen besonders empfehlenswert. Hier empfiehlt sich der Besuch des Hauses Ternell an der Grenze zum Hohen Venn, mit seinem kleinen Waldmuseum und seinem Veranstaltungsprogramm.

 

Waldbrücke bei Ternell

Waldbrücke bei Ternell © Jörg Willems

Flora

Weißdornhecken

Die lange Tradition der Vieh- und Milchwirtschaft ließ hier ein dichtes Netz aus Weißdornhecken entstehen.

Bevor nach dem ersten Weltkrieg zunehmend Stacheldrahtzäune die Hecken ersetzten, hielten ausschließlich Weißdornhecken als nachwachsende Einfriedungen die Viehherden zusammen. Im Gegensatz zu den Buchenhecken wurden sie vom Vieh wegen ihrer Dornen verschmäht. Schön anzusehen sind heute vor allem im belgischen Gebiet die bunten Weidengatter. Kleine Holzstiegen oder Durchlässe mit Pfosten aus Blaustein erlauben dem Wanderer ungehinderten Durchgang.

 

Weißdornhecken in der Blüte

Weißdornhecken in der Blüte © Christel Baude

Galmeiflora

Das Vorkommen von Zink und Blei im Stolberger Raum beschert uns eine weitere ökologische Besonderheit: die Galmeiflora.

Einige Pflanzenarten haben im Laufe der Evolution gegenüber diesen Metallen, die für Pflanzen giftig sind, eine hohe Toleranz entwickelt. In großen Beständen kommt z.B. das Galmeiveilchen auf solchen Galmeiböden und ehemaligen Abraumhalden des Bergbaus vor. Einige dieser Gebiete, wie der "Schlangenberg", stehen heute unter Naturschutz. Über den historischen Zink- und Bleiabbau in diesem Gebiet und über die Besonderheiten der Naturschutzgebiete informiert Sie eine Ausstellung des Eifel- und Heimatvereins in Breinig in seinem Informationszentrum in der ehem. Schule Breiniger Berg. Von hier aus werden Führungen zu den Naturschutzgebieten und historischen Bergbaugebieten angeboten.

Neben Blei und Zink wurde in der Eifel schon in vorchristlicher und römischer Zeit Eisen gewonnen. Wahrscheinlich ist es für Sie als Besucher heute sehr schwer vorstellbar, daß die stillen, idyllischen Bachtäler vor einigen Jahrhunderten vom Qualm der Schmelzöfen und dem Lärm der Hammerwerke erfüllt waren. Die Bauern sammelten Eisenstein auf den Feldern, deckten damit ihren Eigenbedarf und verschafften sich einen Nebenverdienst.

Ortsnamen wie "Mulartshütte" verweisen auf Namen wallonischen Ursprungs wie Maulart oder Moulart, und deuten auf den "Reydtmeister", den Hüttenmeister des ehemals ortsansässigen Hüttenwerkes hin. Im Vichttal bietet der Naturpark unter fachkundiger Anleitung Führungen an, bei denen nach Überrresten dieses historischen Bergbaus gesucht wird.

 

Galmeiflora

Galmeiflora © Theo Dicks

Wasser

Drei Talsperren des imposanten Wasserreservoirs im Naturpark liegen im Vennvorland. Sie werden von zahlreichen Bächen mit Wasser aus dem niederschlagsreichen Venngebiet und der Rureifel gespeist. Trink- und Brauchwassergewinnung genießen hier absolute Priorität, daher sind hier Baden und Wassersport nicht erlaubt. Dafür werden Sie jedoch durch beeindruckende Landschaftsbilder mit ausgedehnten Wäldern und stillen Seen entschädigt.


In jedem Fall lohnt sich ein Besuch. Die Gileppe-Talsperre versorgt den Raum bei Verviers mit Trink- und Brauchwassser. Als älteste Talsperre im Naturpark mit einem modernen Aussichtsturm und gastronomischem Angebot lädt sie zum Verweilen ein. Führungen finden auf Anfrage statt.

Auch die Aufbereitungsanlage der Wesertalsperre ist für Besucher nach Anmeldung offen. Die Wesertalsperre liefert Trinkwasser bis weit in den Lütticher Raum.

Außerdem zeigt ein Wasserlehrpfad an der Staumauer die wichtigsten Etappen der Trinkwassergewinnung. Das Wasser der Weser war unentbehrlich für Eupens historische Entwicklung. Die weiche Qualität des Wassers aus dem benachbarten Hohen Venn eignete sich besonders gut zur Wollreinigung und -verarbeitung.

Hier entstand ab dem 16. Jahrhundert eine Textilindustrie, die die Schafwolle aus dem Eifel- und Venngebiet verarbeitete, später aber auch feinere Wolle importierte. Zu ihrer Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert gaben in Eupen 42 Fabriken nahezu 5000 Arbeitern Brot und Arbeit. Nach dem Niedergang der Textilindustrie im 19. Jahrhundert bestimmen heute die würdigen Patrizierhäuser der einstigen Fabrikanten das Bild der alten Straßenzüge des Grenzstädtchens.

Im Vergleich zur Gileppe- und Wesertalsperre erscheint die Dreilägerbachtalsperre auf deutscher Seite vergleichsweise klein. Dennoch versorgt sie den südlichen Kreis Aachen bis ins niederländische Vaals mit Wasser aus dem Hohen Venn und der Rureifel. Über Bäche und unterirdische Stollen bezieht sie zusätzliches Wasser aus der Kalltalsperre, dem Rursee, dem Urftsee sowie der Oleftalsperre. Die Aufbereitungsanlage der Dreilägerbachtalsperre gewährt für Einzelpersonen bei einer Führung für Besuchergruppen auf Anfrage Einblick in ihre Technik.

Oleftalsperre

Oleftalsperre © Uwe Dahm

Urftsee

Urftsee © Conrad Franz

Rursee

Rursee © Peter Stollenwerk

Spuren des Menschen im Vennvorland

Auf den Spuren von Kupfer und Messing

Der Name "Galmei" beschreibt das Vorkommen von Zink und Blei im Boden. Auf solchen schwermetallhaltigen Böden findet man die Galmeiflora, eine Pflanzengemeinschaft, deren Arten sich im Laufe der Evolution an diese - für sie durchaus giftige Umwelt - anpassen konnten. Galmeigebiete gehören zu den seltensten Biotopen der Eifel.

Eines dieser ökologisch wertvollen Gebiete ist der Schlangenberg bei Stolberg. Ein Spaziergang über den Schlangenberg führt nicht nur in die Naturkunde des Schutzgebietes, sondern auch in seine Bergbaugeschichte. Bereits die Kelten gruben hier nach Eisen, das Galmeierz wurde wahrscheinlich erst von den Römern entdeckt. Galmei enthält Zink, Blei und Manganverbindungen zu unterschiedlichen Anteilen.

Galmei wurde zum "Gelb-Färben" von Kupfer verwendet. Die benachbarte "Kupferstadt Stolberg" sollte genau genommen eigentlich "Messingstadt" heißen, denn Kupfer wurde hier nicht abgebaut, sondern lediglich hierher importiert. Davon zeugen noch heute zahlreiche Wege durch die Eifel mit bedeutungsvollen Bezeichnungen wie "Kupferstraße" oder "Kupferweg".

Im Stolberger Raum wurde das importierte Kupfer mit Galmei zu dem goldähnlichen Messing veredelt, das in früheren Zeiten einen viel höheren Wert besaß als heute. Der Stolberger Raum ist wahrscheinlich der Herkunftsort des europaweit verbreiteten "Hemmoorer Eimers", eines Gebrauchs- und Ziergefäßes aus Messing, das zur Römerzeit von wohlhabenden Familien verwendet wurde.

Doch auch in jüngerer Vergangenheit hat es am Schlangenberg unterschiedliche Grubengebiete gegeben, die dort aneinander grenzten. Dabei benutzte z.B. eine Galmeigrube den Abraum der benachbarten Eisengrube. Sehr anschaulich schildert Bergmann Albert Gerards die schweren Arbeitsbedingungen des vergangenen Jahrhunderts: "Frauen und Kinder sammelten - häufig auf den Knien rutschend - das Gelände nach Steinen ab und sortierten den Abraum aus. Man kann heute noch an den Abraumhalden erkennen, welche Gesteinsart genutzt wurde - das poröse, ockerfarbene Galmeigestein oder der festere, dunkelrote Eisenstein".

 

Der Schlangenberg

Der Schlangenberg © Naturpark Nordeifel e.V.

Historische Bergbau im Vennvorland

An den alten Häusern in den kleinen Dörfern des Vennvorlandes erkennt man das Gestein, das sonst unter dem Boden versteckt ist:

Der "Blaustein" ist das typische Baumaterial vieler alter Bauten, z.B. der Burg Raeren.

Dieser devonische und karbonische Kalkstein zeugt von einem Kapitel der älteren Erdgeschichte. In lokalen Steinbrüchen bauten die Menschen diesen Kalkstein ab, um ihn für die Industrie oder den eigenen Gebrauch zu brennen. Zeugnis über das Verfahren geben die restaurierten Kalköfen bei Walheim. Bemerkenswert sind die historischen Ortskerne einiger Dörfer wie Breinig, Venwegen und Raeren.

Kalkhaltiger Boden bedeutet eine bessere Lebensgrundlage für die Pflanzenwelt. Im Bereich der Kalkvorkommen finden Sie kleinräumige Naturschutzgebiete mit artenreichen Wäldern und Magerrasen, wie an den stillgelegten Steinbrüchen in Walheim.

Außerhalb der Kalkgebiete kann man saure, lehmige bis tonige Böden finden, auf deren Grundlage sich lokal ein historisches Töpferhandwerk entwickelte. Im 16. und 17. Jh. erlebte es eine Blüte und wurde mit den Raerener Töpfermeistern weltberühmt. Die Geschichte des Töpferhandwerks ist in den Töpfereimuseen Langerwehe und der Burg Raeren dokumentiert.

 

Burg Raeren

Burg Raeren © Naturpark Nordeifel e.V.

Historische Industrie

Es passt meist nur schwer in die Vorstellung der heutigen Eifelbesucher, dass in vielen der idyllischen Bachtäler in den vergangenen Jahrhunderten Hochöfen glühten und lärmende Hammerwerke den Arbeitsalltag der Menschen bestimmten. Eines dieser Täler ist das Vichttal bei Stolberg. Ortsnamen wie "Mulartshütte" oder "Junkershammer" weisen dort auf die ehemalige Eisenindustrie hin.

Seit dem 15. Jahrhundert wurde in der Eifel die Verhüttung des Erzes mit Hochöfen betrieben. Die Wasserkraft der Bäche wurde zur Bedienung der Blasebälge an den Öfen und zum Hämmern des Roheisens in den Hammerwerken genutzt. Die Hüttenwerke wurden von sogenannten Reide- oder Reidtmeistern geführt, die die Aufgabe hatten, Erz zu schmiedbarem Eisen aufzubereiten.

Als Brennmaterial für den Schmelzprozess des Erzes wurde Holzkohle aus Buchenholz verwendet. Davon zeugen heute noch zahlreiche Meilerplätze in den Wäldern der Nordeifel. Die Köhlerei hat für die Eisenerzindustrie den natürlichen Eifelwald bis zum 19. Jahrhundert nahezu vernichtet, und die Bergrücken der Eifel waren Anfang des letzten Jahrhunderts kahl. Die darauffolgenden Aufforstungen mit Fichte prägen bis heute das Landschaftsbild der Eifel.

Bereits mehrere Jahre vor einem Schmelzprozess ließ sich ein Reidtmeister Waldungen für die Holzkohlegewinnung zusagen. Fuhrleute schafften die Holzkohle karrenweise zum Hochofen und schleppten sie in "Restern", wie die Tragekörbe im 16. Jahrhundert im Vichttal genannt wurden, zu den Vorratsschuppen der Hütte. Über mehrere "Hüttenwochen" wurde dann der Hochofen unausgesetzt mit Eisenerz und Holzkohle befüllt und abgelassen, bevor er der nächsten Reparatur unterzogen werden musste.

Wie berichtet wird, wurde die Wärme des Hochofens von den Dorfbewohnern mitgenutzt. Vor allem im Winter trockneten die Dorfbewohner dort ihre Kleider oder brieten sich Kartoffeln auf heißen Platten am Gichtloch - der Hochofen war damals nicht ein abgeschirmter Ort technischer Vorgänge, sondern auch ein Ort sozialer Ereignisse im Dorf.

In den Eifeler Industriebetrieben wurden Gebrauchsgegenstände des Alltags wie Töpfe, Nägel, Hufeisen, Öfen, aber auch Baumaterialien und Waffen hergestellt. Im 19. Jahrhundert kam die Eisenindustrie in der Eifel zum Erliegen. Sie war aufgrund der schwierigen Transportwege und gegen die Steinkohle nicht konkurrenzfähig. Geblieben sind ihre Spuren, z.B. Ortsnamen, die auf Hütten- und Hammerwerke hinweisen, Familiennamen der Reidtmeister, ehemalige Meilerplätze, Schächte, Gräben und Bachwehre. Sie bilden die heute noch vorhandenen Zeugnisse dieser historischen Lebens- und Arbeitsweisen.

 

Lehrtafel zum Eisenvorkommen in Mulartshütte

Lehrtafel zum Eisenvorkommen in Mulartshütte © Naturpark Nordeifel e.V.

Landschaftskarte des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel

Landschaftskarte des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel © Naturpark Nordeifel e.V.