Das Ourtal
Von der Quelle bis zur luxemburgischen Grenze prägt das Flüsschen Our diese Landschaft. Sie fasziniert durch die Vielfalt an Landschaftsbildern von sanft gewellten Hochebenen bis hin zu tief eingeschnittenen Bachschluchten.
Den Oberlauf der Our säumen heckenumgrenzte Viehweiden, während die Steilhänge des Unterlaufes meist mit Wald bewachsen sind. Auf bis zu 150 m steigt der Höhenunterschied zwischen Talsohle und Hochplateau gelegentlich an.
Der Flusslauf mit seinen zahlreichen Windungen ist ebenfalls von Vielfalt geprägt. Schroff in den Fels geschnittene Steilufer wechseln mit sumpfigen Talauen ab, deren Artenreichtum Naturfreunde begeistert.
Naturschutz
Wie auch in anderen Bereichen des Naturparks sind die Landschaften des Ourtals das Ergebnis des Zusammenspiels zwischen menschlichem Einwirken und natürlichen Entwicklungen über die Jahrhunderte hinweg. Jede Epoche war auf ihre Weise prägend für das Aussehen der Landschaft.
Restvorkommen von Buchen- und Eichenlaubwald erinnern an die ursprünglichen Wälder des Ourtals. In den schmalen, steilen Talhängen der Ourzuflüsse blieben diese ursprünglichen Waldformen wegen der Unzugänglichkeit des Geländes erhalten.
Auf den umgebenden ehemaligen Waldflächen wurde über lange Jahrhunderte Landwirtschaft mit Schafhaltung betrieben. Mit den heutigen großflächigen Fichtenbeständen hat die forstwirtschaftliche Nutzung die landwirtschaftliche überprägt.
In den Talauen blieben Mähwiesen und Weiden bis in die Nachkriegszeit erhalten, wurden aber dann aufgegeben, da durch die Intensivierung der Landwirtschaft kein Bedarf an diesen schwierig zu bewirtschaftenden Flächen bestand. Die brachliegenden Talböden wurden ebenfalls mit Fichten aufgeforstet.
Diese Nutzungsform der Talauen wird in den jüngsten Jahren durch ein Naturschutzprojekt des Naturparks weitgehend zurückgenommen.
Die Vielfalt der Nutzungen ergibt ein abwechslungsreiches äußeres Bild und ermöglichte das Überleben verschiedenster Pflanzengesellschaften mit zum Teil seltenen Pflanzen. Ihre Verbreitung hängt von Zusammensetzung, Basengehalt und Feuchtigkeit des Bodens, der Art des Gesteins und den klimatischen Faktoren ab, die durch Himmelsrichtung, Hangneigung und Höhe über dem Meeresspiegel entstehen.
Die unverbauten Talauen bilden noch sehr ursprüngliche Bereiche. Sie werden gelegentlich überschwemmt und sind meist kaum oder wenig gedüngt. Dies führt zu einem Reichtum seltener Pflanzen, wie z.B. der Bärwurz, die häufig in Begleitung der Schwarzen Flockenblume vorkommt.
Am Wegesrand ist Salbei-Gamander zu finden, der im Gegensatz zum eher unangenehmen Geruch seiner Blätter einen hervorragenden Honig liefert.
Das Blutauge bevorzugt sumpfige Böden, es zieht mit seinen rötlichen Blüten zahlreiche honigsam- melnde Insekten an.
Oft ist es in Gesellschaft mit der Kuckucks- Lichtnelke zu finden. Von der reichen Pflanzenwelt abhängig gibt es eine ebenso interessante und vielfältige Tierwelt. Verschiedene Schmetterlingsarten bevölkern die Talgründe. Einige ihrer Raupen, wie die des blauen Eichenzipfelfalters oder seines Verwandten, des Pflaumenzipfelfalters, sind eng an bestimmte Futterpflanzen gebunden undentwickeln sich nur auf Eichen und Wildkirschbäumen. Viele Zipfelfalterarten sind hier zu finden.
Den Gesang des Schwarzspechtes können Sie häufig in den Tiefen der Wälder hören. Die Höhlen, die er in die Baumstämme meißelt, werden regelmäßig vom Rauhfußkauz, einer sehr seltenen Eulenart, in Beschlag genommen.
Braunkehlchen, Eisvogel, Wasseramsel und Gebirgsstelze sind Gäste der Bachufer und ihrer feuchten Umgebung. Leicht können Sie Graureiher oder mit etwas Glück sogar den Schwarzstorch zu Gesicht bekommen. Einige seltene Greifvögel, wie der Baumfalke, der sich in bewaldeten Gebieten aufhält, oder ein Rotmilan werden schwieriger zu entdecken sein.
Durch ein Großprojekt ?Schutz und Renaturierung grenzüberschreitender Täler? des Deutsch-Belgischen Naturparks wird gerade der ökologische Wert der Talböden nachhaltig verbessert und das zerbrechliche Gleichgewicht der selteneren botanischen und zoologischen Arten gesichert.
Das Naturschutzgebiet Thommen und die Quellgebiete der Ulf sind Teile eines Biotopverbundes aus mehreren Gebieten bis nach Luxemburg hinein, die von Naturschutzgruppen und Behörden zur Sicherstellung von Nahrungs- und Brutgebieten für den Schwarzstorch ausgewählt wurden. Der ehemalige Mühlenweiher am Thommerbach ist Lebensraum für zahlreiche Wasservogelarten.
Die Naturschutzvereinigung BNVS hat anschauliches Dokumentationsmaterial für ihre Naturschutzgebiete erstellt, das Sie anfordern können. Außerdem bietet der Verein Ihnen die Möglichkeit, an Naturschutzmaßnahmen teilzunehmen. Daneben bietet die Vogelschutzvereinigung AVES naturkundliche Führungen an.
Salbei-Gamander
Brauner Eichenzipfelfalter
Eisvogel
Nutzwald: Fichtenforst
Ausflugsziele
Wandern und Radfahren im Ourtal
Eine Fahrradtour auf schmalen Straßen entlang dem windungsreichen Flüsschen, vorbei an der idyllischen Burg Reuland und steilen Felsabstürzen wie dem "Rittersprung" bei Ouren gehört zu den besonderen Urlaubserlebnissen.
Zum Wandern empfehlen wir
- die Topografischen Karten von Belgien 1:25.000 des nationalgeografischen Instituts Brüssel, Blatt Sankt Vith 56/3-4 und Blatt Burg Reuland 56/7-8
Zum Radfahren ist
- die Naturparkkarte 1:50.000, Südteil, geeignet.
Es gibt ein großes Spektrum an Wander- und Radlerliteratur über Eifel und Ardennen in den Malmedyer und Aachener Buchhandlungen.
AVES Ostkantone G.o.E
...ist eine gemeinnützige Gesellschaft für Ornithologie, Natur- und Umweltschutz mit etwa 1100 Mitgliedern. Die Vereinigung setzt sich schwerpunktmäßig für die Erhaltung bedrohter Lebensräume und schützenswerter Landschaften ein. Sie kauft oder pachtet Biotope und unterhält außerdem eine Bildungsstätte in Amel-Montenau. Die Vereinigung bietet Exkursionen, Vorträge und Pflegeaktionen in verschiedenen Naturschutzgebieten sowie Ausstellungen und Studienreisen an. Ein Teil des AVES-Programms ist im Jahreskalender des Naturparks veröffentlicht.
Anschrift: AVES-Ostkantone V.o.G., Worriken 9, B-4750 Bütgenbach, Tel. 0032-(0)80-340246.
Die Belgischen Natur- und Vogelschutzgebiete V.o.E. (BNVS)
...ist eine private Naturschutzvereinigung mit etwa 50.000 Mitgliedern in Belgien, davon ca. 500 in Ostbelgien. Seit dem Gründerjahr 1951 haben sich die BNVS auf die Schaffung und Pflege von Naturschutzgebieten spezialisiert. Sie betreuen derzeit etwa 7.500 Hektar Naturschutzgebiete in 378 Projekten, wovon 4.000 Hektar Privateigentum sind. 250 ha liegen in Ostbelgien. Die Aktionsprogramme der BNVS sind im Jahreskalender des Naturparks aufgeführt.
Anschrift: BNVS-Ostbelgien, Krombachstraße 20, B-4750 Bütgenbach, Tel. 0032-(0)80-448144.
Spuren des Menschen
Die ersten Besiedlungen sind entlang der bekannten Römerstraße Reims-Köln dokumentiert. Die Landnahme entwickelte sich stetig in den darauffolgenden Jahrhunderten und es entstanden die vielen Weiler, die heute noch das Landschaftsbild bestimmen.
Im südlichen Teil des Ourtals sind die Mauern der Häuser weiß verputzt. Zusammen mit den dunklen Schieferdächern verleiht dies den Dörfchen der Region ihr typisches Aussehen, das sich kontrastreich von den sanften Grüntönen der Wiesen absetzt.
Beachtlich auch die sakrale Architektur: die ursprünglichen Gebäude mit ihren unterschiedlichen Kirchturmformen erinnern häufig an ihre frühere Funktion als Wehrkirchen. Wer vom Wasser spricht, denkt auch an Wasserkraft: Viele alte Mühlen säumen die Ufer der Our und vermitteln einen Eindruck vom früheren wirtschaftlichen Geschehen der Region.
Die historischen Gebäude laden zu Entdeckungs- wanderungen ein, unter denen die Burg Reuland als das ansehnlichste Bauwerk einen Höhepunkt markiert. Ihr Ursprung geht vermutlich bis ins Mittelalter zurück, wo sie Schutz vor räuberischen Streifzügen der Normannen bot. Teile der Burgruine wurden im mittelalterlichen Zustand restauriert und bilden heute einen kulturellen und touristischen Anlaufpunkt.
Die Our wechselt zwischen belgischem und deutschem Staatsgebiet und markiert über größere Strecken bis zum Dreiländereck in Ouren die Grenze. 1977 wurde hier das Europadenkmal zum Gedenken an die Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft (Robert Schumann, Konrad Adenauer, Josef Beck und Paul Henry Spaak) errichtet. Der einst trennende Grenzfluss wurde damit zum Bindeglied zwischen den Ländern. Mehrere grenzüber- schreitende Wanderpfade kreuzen diesen Ort.
© Burg Reuland
Landschaftskarte des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel © Naturpark Nordeifel e.V.