Das Hohe Venn
Nach dem Aufstieg übers "Venndach" erwartet Sie auf dem Venn-Plateau eine Überraschung: Abrupt gibt der Wald den Blick auf ausgedehnte, unbewirtschaftete Torfheiden mit Pfeifengras frei. Ihr Anblick verändert sich mit den Jahreszeiten.
Im Herbst leuchtet das Pfeifengras in unverwechselbarem Rostorange, im Winter und Frühjahr bestimmt sein blasses Gelb die Farbe der Landschaft.
Knorrige Moorbirken, rundliche Buschgruppen der Öhrchenweide, vereinzelte Fichten und ausladende Ebereschen verleihen dem Moorgebiet bizarre Silhouetten.
Naturschutzgebiete
Mit etwa 4.100 Hektar Gesamtfläche liegen im Hohen Venn die größten Naturschutzgebiete Belgiens. Seit 1992 sind dort Moore und Heiden sehr streng geschützt. In zahlreichen Beschreibungen werden die beeindruckenden, weiten, unbesiedelten Flächen der Hochebene als "unberührte Natur", als "wild", "natürlich" oder "intakt" bezeichnet. Der Schein trügt. Auch das Hohe Venn ist eine Kulturlandschaft mit vom Menschen verursachten Störungen und Veränderungen.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 7500 Jahren, begann die Entstehung der Hochmoore. Durch ständiges Wachstum und Teilverrottung der Pflanzen, insbesondere der Torfmoose, bildeten sich mächtige Torfschichten auf ausgedehnten Flächen. Von den ursprünglichen Moorgebieten, die sich einmal auf etwa 1000 Hektar erstreckt haben, sind heute nur noch etwa hundert Hektar weitgehend vom Menschen unbeeinflusst.
Doch auch diese Restbestände, die sich auf drei Flächen verteilen, sind gefährdet. Sie sind zum einen durch Luftverschmutzung bedroht, zum anderen entziehen ihnen alte Gräben im Umland ihr Lebenselexier: das Wasser. Seit 1994 gibt es erste Versuchsflächen zur Reaktivierung absterbender Hochmoorbereiche.
Eine geologische Besonderheit im Venngebiet sind die Palsen, meist kreisrunde Bodenvertiefungen aus der Eiszeit, mit mehreren Metern Tiefe und Durchmesser. Dort konnten sich bereits sehr früh Torfmoose ansiedeln, so dass darin heute zwar kleine, aber sehr alte Hochmoore anzutreffen sind.
Moorgebiete sind seltene und ökologisch wertvolle Lebensräume, nicht nur im Hohen Venn. Was das Venngebiet jedoch einzigartig macht, sind die Pflanzenarten, die hier durch verschiedene Klimaeinflüsse zusammentreffen.
Im Frühling überziehen die Blüten von Moosbeere und Rosmarinheide aus dem Norden die Torfmoosteppiche mit weiß-rosa Tupfen. Im Juni bildet die atlantisch verbreitete Ährenlilie große Inseln aus leuchtend gelben Blüten in den Hochmoorgebieten. Aber nicht nur die Moore, auch die Heiden mit den Blau-, Rausch- und Preiselbeersträuchern sind erhaltenswerte Lebensräume, die gepflegt werden müssen. Ein seltener Bewohner, für den die Beeren unverzichtbarer Bestandteil des Speiseplans sind, ist das Birkhuhn.
Die weiten Pfeifengrasheiden sind das Ergebnis von Entwässerung und Übernutzung. Diesen menschlichen Eingriffen fielen Hochmoore und Wälder zum Opfer. Große Teile dieser Flächen wurden in der Preußenzeit mit der Fichte aufgeforstet, die heute das Waldbild im Venngebiet prägt. Andere Flächen nutzten die Bauern bis ins letzte Jahrhundert als Weide. Büsche und Bäume blieben dadurch klein. Heute werden im Rahmen der Naturschutzmaßnahmen die angesamten Fichten und Weiden der Heiden gelegentlich abgeholzt, um den offenen Charakter der Landschaft zu erhalten.
Zu den Themen Heiden, Moore und Naturschutzmaßnahmen bietet der Naturpark zahlreiche Veranstaltungen an.
Hinweise zum Betreten der Schutzgebiete
Das Venn ist ein Besuchermagnet. Erholungssuchende erleben die außergewöhnliche Landschaft beim Wandern, Fahrradfahren und Skilanglauf. Hochmoore sind jedoch ungleich empfindlicher als andere Landschaftsteile. Um die Belastungen durch den Tourismus in Grenzen zu halten, hat man Lenkungsmaßnahmen für die drastisch gewachsenen Besucherströme getroffen.
Mit der Einführung der gestaffelten Zutrittsregelung im Jahre 1992 wurden die Naturschutzgebiete des Hohen Venns in B-, C- und D-Zonen gegliedert. Wer sie betritt, sollte die Zonierung achten und sich an folgende Regeln halten: Hunde und Fahrräder bleiben zu Hause. Die Wege werden nicht verlassen, es wird nicht geraucht, und kein Feuer angezündet. Seine Abfälle trägt der Besucher zum nächsten oder seinem eigenen Mülleimer zurück. Man vermeidet Lärm und lässt Tiere und Pflanzen in Ruhe. B-Zonen stehen tagsüber grundsätzlich allen Besuchern offen. Für eine Wanderung in der C-Zone muss man sich allerdings einem vom Ministerium der Wallonischen Region anerkannten Führer anschließen. Auskünfte erteilen die Besucherzentren im Venngebiet.
Wegen der Brutzeit der Birkhühner sind die C-Zonen fast jedes Jahr von Mitte März bis Ende Juni auch für Gruppen mit Führer gesperrt. D-Zonen sind für die Öffentlichkeit völlig unzugänglich.
Neben dieser gestaffelten Zutrittsregelung bedeutete Besucherlenkung auch eine Neuordnung der Wanderwege im Venngebiet. Wanderwege durch die intakten Hochmoore wurden gesperrt, Wege mit Aussichtplattformen und Informationstafeln wurden in weniger empfindlichen Bereichen neu angelegt.
Der Skilanglauf ist im Venngebiet nur auf Loipen erlaubt und in die Randbereiche oder außerhalb der Naturschutzgebiete in die Wälder verlegt. Die Instandhaltung der Loipen kostet Geld. Daher werden die Freizeitsportler hier über den Verkauf von Vignetten für die Loipenbenutzung zur Kasse gebeten.
Fahrradfahren ist nur noch außerhalb der Naturschutzgebiete in den umliegenden Wäldern auf einem ausgeschilderten Wegenetz möglich.
Feuer ist der größte Feind der Torfgebiete und kann zur Gefahr für Besucher werden. Bei trockenem Wetter werden daher alle Venngebiete mit Ausnahme des kleinen Poleûr Venns gesperrt. An ihren Zugängen werden dreieckige, rote Fahnen gehisst, die dem Besucher Gefahr und Sperrung anzeigen. Wanderungen müssen dann auf die angrenzenden Waldgebiete beschränkt werden.
Mit all diesen Maßnahmen wird im Venngebiet ein aufwendiger und umfassender Naturschutz zum Erhalt dieser Landschaft betrieben. Für seinen ökologischen Wert hat der europäische Rat in Straßburg dem Venn bereits im Jahre 1966 das "Diplom für Naturschutz" zuerkannt.
Moosbeeren © Naturpark Nordeifel e.V.
Schutzzonen im Hohen-Venn zur naturverträglichen Lenkung der Besucher © Naturpark Nordeifel e.V.
Ausflugsziele
Aktuelle Informationen über den Zugang des Hohes Venns (evtl. Sperrung von Zonen) erhalten Sie beim Naturparkzentrum Botrange im Hohen Venn (B). Telefon: 0032 (0) 80 44 03 00
Sehenswerte Lehrpfade im Hohen Venn
- Lehrpfad im Poleûr-Venn (Das Begleitbuch "Im Poleûr Venn" ist im Naturparkzentrum erhältlich)
- Moorlehrpfad im Neûr Lowé
- Geologischer Lehrpfad Ternell
Wandern und Radfahren im Hohen Venn
Zum Wandern empfehlen wir
- die Wanderkarte "Hohes Venn" 1:25.000 des nationalgeografischen Instituts Brüssel,
- die Topografischen Karten von Belgien 1:25.000 Blatt Sart-Xoffraix 50/1-2 und Blatt Elsenborn-Langert 50/7-8.
Es gibt zahlreiche Druckwerke mit Routenbeschreibungen für das Hohe Venn. Empfehlenswert ist die Serie "Grande Randonnée" mit den Nummern GR 573 und GR 56.
Zum Radfahren ist
- die Freizeitkarten 1:50.000 "Nordeifel/Hohes Venn" des Landesvermessungsamtes NRW geeignet
Alle gängigen Wander- und Radführer sind im Naturparkzentrum Botrange käuflich
Das Naturzentrum Haus Ternell...
zwischen Eupen und Mützenich ist eine Ausbildungsstätte für deutschsprachige Naturführer. Sie ist zur Durchführung von Seminaren und Versammlungen ausgestattet. Für den Besucher bietet das Naturzentrum einen Skiverleih, ein Jahresprogramm und ein kleines Museum mit einer Ausstellung zum Thema Wald. In unmittelbarer Nähe des Hauses vermitteln Lehrpfade Wissenswertes zu den Themen "Wald" und "Geologie". Nach einer Wanderung können Sie ins Haus Ternell einkehren und sich stärken. Veranstaltungen finden Sie im Kalender des Naturparks.
Anschrift: Ternell 2-3, B-4700 Eupen, Tel.0032-(0)87-552313, Fax 558160.
Das Naturparkzentrum Botrange im Hohen Venn
...ist der Verwaltungssitz des belgischen Naturparkgebiets und hält alle wichtigen Informationen über das Hohes Venn für Sie bereit. Es bietet sowohl einzelnen Besuchern als auch Gruppen eine breite Palette an Möglichkeiten, sich zu informieren - in ständigen oder wechselnden Ausstellungen, mit Filmen und Broschüren.
Daneben bietet das Naturparkzentrum Veranstaltungen zur Landschaft an, die auf Individualbesucher, Gruppen, Behinderte, sportlich Ambitionierte und Kinder zugeschnitten sind.
Zum Angebot für Erwachsene gehören regelmäßige Führungen an Wochenenden und Feiertagen zu den Hochmooren, Torfheiden und Wäldern. Wer einfach nur einen kleinen Spaziergang machen möchte und seine Gummistiefel zu Hause gelassen hat, der kann Stiefel im Zentrum ausleihen. Zur Erkundung des Hochplateaus auf eigene Faust haben sportliche Besucher die Möglichkeit, ein Fahrrad zu mieten oder im Winter Skier auszuleihen. Auf Anfrage finden Vennführungen über rollstuhlgerechte Wege und für Gehörlose statt.
Anschrift: 131, Route de Botrange, B-4950 Robertville, Tel. 0032-(0)80-440300, Fax -444429,
Forschungsstation der Universität Lüttich
Die Universität Lüttich unterhält am Poleûr Venn eine eigene Forschungsstation. Forscher, Studenten und Naturschutzgruppen unterschiedlicher Nationalitäten können Forschungsprojekte oder Fortbildungen durchführen. Man spricht hier Französisch und Deutsch. Außerdem ist hier ein Informationsbüro der "Amis de la Fagne" eingerichtet.
Anschrift: Wissenschaftliche Station des Hohen Venns, 137 Rue de Botrange, Mont Rigi, B-4950 Robertville, Tel. 0032-(0)-80-447220.
Informationsbüro der "Amis de la Fagne": 0032-(0)-80-448858.
AVES Ostkantone G.o.E.
...ist eine gemeinnützige Gesellschaft für Ornithologie, die im Naturpark vogelkundliche Führungen anbietet. Diese sind im Jahreskalender des Naturparks enthalten.
Anschrift: AVES Bildungsstätte, Worriken 9, B-4750 Bütgenbach, Tel. 0032-(0)80-340246.
Die Forstverwaltung
... im Turm der Botrange verwaltet die Naturschutzgebiete und nimmt Anmeldungen für Führer der C-Zonen entgegen.
Anschrift: Forstverwaltung Botrange, rue de Botrange, B-4950 Robertville Tel. 0032-(0)-80-447273
Übernachtungen: 0032-(0)-80-447300
Schneetelefon: 0032-(0)-80-227474
Brandgefahr und rote Fahnen: 0032-(0)-80-447272
Flora
Pflanzen in der "Trockenen Moorheide"
Auf lehmigen Böden, von denen das Wasser schnell abfließt, findet man die Trockenheiden: sie sind halbnatürliche Landschaften, entstanden durch das Abholzen des ursprünglichen Buchenwaldes.
Nachdem die landwirtschaftliche Nutzung wie Beweidung, Mahd und Vennbrandkultur eingestellt worden sind, setzt auf den Trockenheiden auch die natürliche Wiederbewaldung ein.
Auf lehmigen Böden, von denen das Wasser schnell abfließt, findet man die Trockenheiden: sie sind halbnatürliche Landschaften, entstanden durch das Abholzen des ursprünglichen Buchenwaldes. Nachdem die landwirtschaftliche Nutzung wie Beweidung, Mahd und Vennbrandkultur eingestellt worden sind, setzt auf den Trockenheiden auch die natürliche Wiederbewaldung ein.
Die Vegetation der Trockenheiden besteht hauptsächlich aus Sträuchern wie Blaubeere, Rauschbeere und Preiselbeere, durchsetzt von Heidekraut und harten Gräsern wie Drahtschmiele, Schwingel und Borstgras. Hier findet man auch die Blutwurz und Polster von Harz-Labkraut, sowie Frauenhaarmoos und verschiedene Becherflechten.
Trockene Moordheide © Naturpark Nordeifel e.V.
Rauschbeere © Naturpark Nordeifel e.V.
Blaubeere in der Blüte © Naturpark Nordeifel e.V.
Pflanzen in der "Feuchten Moorheide"
Auf Böden mit einer dünnen Torfschicht (weniger als 50 cm) findet man den Lebensraum der Moorheide.
In dieser durch Abholzen der Eichen- und Birkenwälder entstandenen halbnatürlichen Landschaft dominieren die Rasen-Haarsimse, der Lungenenzian, die Glockenheide und die Sparrige Binse.
Neben diesen Arten findet man oft Pfeifengras, wie auch typische Sumpfpflanzen, so das Hunds- Straußgras, Wiesen-Segge und Igel- Segge. Das Schmalblättrige Wollgras und verschiedene Torfmoose wie Sphagnum compactum, S. fimbriatum, S. palustre und andere fühlen sich dort auch sehr wohl.
Die feuchte Moorheide © Naturpark Nordeifel e.V.
Pflanzen im "Niedermoor"
In nassen Gebieten am Rande von Bächen oder im Einflussbereich von Quellen variiert die Mächtigkeit der Torfschicht zwischen 50 und 150 cm.
Im solchen Niedermooren erreichen die Pflanzenwurzeln noch Nährstoffe aus dem mineralische Boden, im Gegensatz zum Hochmoor, wo die Pflanzen ausschließlich im Torf eingewurzelt sind und sich nur über das Regenwasser ernähren können.
In diesem stets durchnässten Lebensraum dominieren die Sumpfpflanzen: das Sumpf-Veilchen, das Blutauge, die Sumpf-Kratzdistel, das Sumpfweideröschen, der Schlangen-Knöterich, die Moorlilie, begleitet von Seggen und Binsen.
Auch das Niedermoor ist eine halbnatürliche Landschaft, entstanden durch das Abholzen der sumpfigen Erlenwälder. Seitdem der Mensch die landwirtschaftliche Nutzung unterlässt, wachsen Weiden und Erlen an solchen Stellen allmählich wieder nach.
Sumpfveilichen © Naturpark Nordeifel e.V.
Pflanzen im "Hochmoor"
Auf wasserundurchlässigen Böden, von denen das Wasser außerdem nur langsam abfließt (wie am Grunde von Lithalsen, oder am Grunde eines Landschaftssattels) kann sich abgestorbenes Pflanzenmaterial nur schwer zersetzen und sammelt sich in einer dicken Torfschicht an.
Die Mächtigkeit kann zwischen 1,50 bis zu mehreren Metern betragen, wodurch der Name "Hochmoor" entstanden ist. Die Vegetation ist hier geprägt von charakteristischen Pflanzen, die an diesen Torfuntergrund angepasst sind.
Zwischen mehrfarbigen Moospolstern aus Warzigem, Rötlichem, Gekrümmtem und Gemeinem Torfmoos, Steifem und Gemeinem Frauenhaarmoos sowie einigen Lebermoosen wachsen eine ganze Reihe von Erica-Gewächsen: die Moosbeere, die Rosmarinheide, die Krähenbeere und die Glockenheide. Das Scheiden-Wollgras und das Schmalblättrige Wollgras ergänzen die Aufzählung der Pflanzen des Hochmoores: die Erste bevorzugt Bulten, die Zweite eher die Schlenken. An den stets durchnässten Orten der Schlenken wachsen Weisses Schnabelried, der rundblättrige Sonnentau und kleinwüchsige Torfmoose.
Scheidiges Wollgras © Naturpark Nordeifel e.V.
Fauna
Das Hohe Venn beherbergt eine spezifische Fauna, die den extremen Bedingungen der Moore angepasst ist: an das kühle Klima, an die Nährstoffarmut und die Nässe des Bodens.
Viele der eng an diese extremen Bedingungen angepassten Lebewesen sind selten und vom Aussterben bedroht. Einige sind Überreste der letzten Kaltzeit. Während sie zu jener Zeit in unseren Regionen weit verbreitet waren, wanderten sie zu Beginn der gegenwärtigen Warmzeit in die arktischen und subarktischen (Tundra-) Gebiete des Nordens ab.
In unseren Breitengraden kommen sie nur noch in Form von isolierten Gruppen in Bergregionen vor.
Säugetiere
In unseren Regionen gibt es keine Säugetierart, die ausschließlich in Moorgebieten lebt. Doch äsen Waldtiere wie Rothirsch und Reh durchaus auch in den Moorheiden. Unter den Beutegreifern ist der Iltis der häufigste Moorbesucher, wo er Kleintiere und Amphibien fängt, gefolgt vom nah verwandten Hermelin, das die feuchte Umgebung weitaus besser verträgt als das ebenfalls verwandte Mauswiesel. Auch Füchse, die wesentlich zur Dezimierung der Birkhuhnküken beitragen, durchstreunen oft die Moorgebiete auf der Suche nach Nahrung.
Auch einige Nager und Insektenfresser sind typische für das Hohe Venn: die Erdmaus, die Gänge unter dem Gras anlegt und ihr Nest in Binsenhorsten und Torfmoosbulten anlegt, die Waldspitzmaus, die ihr Nest an den trockensten Stelle der Moorheide baut, die Nordische Wühlmaus, ein Kaltzeitrelikt, das sich hauptsächlich von Pflanzen ernährt und die gleichen Biotope wie die Erdmaus bewohnt, sowie die Gelbhalsmaus.
Gelbhalsmaus © Naturpark Nordeifel e.V.
Vögel
Auch das Birkhuhn wird als Relikt der letzten Kaltzeit angesehen. Am Ende dieser Zeit, vor etwa 10.000 Jahren, zog sich die Population oberhalb des 5. nördlichen Breitengrades zurück und lebt seitdem in der Taiga Nordeuropas (Norwegen, Schweden, Finnland) und Russlands.
Außerhalb dieser Bestände findet man kleine Restgruppen in Bergregionen. Das Hohe Venn ist eines der letzten Refugien an der westlichen Verbreitungsgrenze. Die letzte Bestandsaufnahme ermittelte etwa 20 Birkhähne, die auf den Balzplätzen gezählt wurden.
Der Rückgang dieser Art im Laufe der letzten 30 Jahre ist besonders auf das Klima zurückzuführen: milde Winter; kühle Frühjahre mit zu viel Feuchtigkeit in den ersten Lebenswochen (März-Juni) der Küken sowie im Herbst, wenn Fettreserven für den Winter angelegt werden.
Auch der Wiesenpieper ist ein typischer Vogel der offenen Landschaft. Nicht selten richtet dieser Bodenbrüter sein Nest unter den Pfeifengrashorsten des Venns ein. Er füttert seine Brut mit Insekten und Spinnen. In baumbestandenen Moorheidegebieten findet man den eng verwandten Baumpieper. Wo die Öhrchenweide wächst, kommen Weiden- und Sumpfmeise vor. Auch der Feldschwirl mit seinem charakteristisch-monotonen Gesang brütet in den Pfeifengras-Heiden und Niedermooren.
Wo Seggen und Binsen das Landschaftsbild prägen, lebt die Rohrammer, ein bräunlicher Singvogel der tiefergelegenen Gebiete mit schwarzem Kopf und Hals. In den gleichen Lebensräumen, aber etwas höher gelegen, kommt das Braunkehlchen vor.
An Greifvögeln sind Mäusebussard, Kornweihe, Sumpfohreule und Rauhfußkauz erwähnenswert. Der Rauhfußkauz stammt ursprünglich aus den großen Waldgebieten Nordeuropas und nistet erst seit 1963 in den alten Nadelwäldern des Vennplateaus.
Birkhühner
Amphibien und Reptilien
Häufig anzutreffende Bewohner der Moore und Moorheiden sind Grasfrosch und Erdkröte. Der Grasfrosch kommt im Venngebiet in einer rostigen Farbvariante vor. Fadenmolch, Bergmolch und Kammmolch sind ebenfalls sind die drei hier vertretenen Molcharten.
Blindschleiche
Nur drei Reptilienarten sind für das feucht-kalte Venngebiet nachgewiesen: die Waldeidechse, die Blindschleiche und die Ringelnatter. Letztere ist typisch für Moore und Sümpfe, hier benötigt sie ausreichend tiefe Entwässerungsgräben und Tümpel, die sie mit schlängelndem Körper und erhobenem Kopf schnell durchschwimmt.
Grasfrosch
Spinnen
Die Vierfleck-Kreuzspinne und die Gartenkreuzspinne, beide mit der charakteristischen Kreuzzeichnung auf dem Rücken, spinnen große Radnetze zwischen Sträuchern oder Grashalmen der Moorheiden.
Eine häufige Spinne im Venngebiet ist die Feenlämpchenspinne. Das Weibchen webt einen Kokon in der Form eines sogenannten "Feenlämpchens" und befestigt diesen an den Pflanzen der Heiden.
In den Mooren lebt die Gerandete Jagdspinne, eine der größten Spinnen Mitteleuropas. Man erkennt sie leicht an ihrem braunen Körper mit dem weißlichen Streifen auf jeder Seite.
Auch die Leoparden-Wolfsspinne lebt hier. Sie jagt ihre Opfer frei laufend am Boden, ohne Fangnetze zu spinnen.
Gerandete Jagdspinne
Insekten
Zu den typischen Moor- und Heidebewohnern zählen auch viele Insekten.
Die Raupe des Nördlichen Perlmutterfalters ernährt sich fast ausschließlich von der auf Moosbulten des Hochmoors wachsenden Moosbeere. Im Niedermoor bilden Schlangen- Knöterich und Sumpf-Veilchen die Futterpflanze für die Raupen verschiedener Schmetterlingsarten: der Blauschillernde Feuerfalter, der Grosse Perlmutterfalter, der Randring-Perlmutterfalter und der Braunfleckige Perlmutterfalter. Die Raupe des Grossen Heufalters bevorzugt Wollgras und verschiedene Seggenarten der Moore.
Auch unter den Libellen gibt es eine Reihe von Moor- und Heidearten: die Gemeine Binsenjungfer, die rot-schwarze oder gelbe Kleine Moosjungfer, die himmelblaue oder grünliche Hufeisen- und Speer-Azurjungfer, die Blaugrüne und die Torf-Mosaikjungfer. Das Weibchen der Hochmoor-Mosaikjungfer legt ihre Eier in das nasse Torfmoos alter Gräben in Torfgruben oder in verlandende Tümpel.
Erwähnenswert unter den Käfern sind die Schnellkäfer, die, wenn sie in die Luft springen, ein Klick-Geräusch verursachen, so der Rötlich Schimmernde Schnellkäfer boreo-alpiner Herkunft wie auch der weit verbreitete Metallglänzende Rindenschnellkäfer mit kammförmigen Fühlern.Der Feldsandläufer mit grünen Deckflügeln und violetten Beinen jagt von Mai bis September an trockenen Orten. Jeden Abend gräbt er aufs Neue einen Unterschlupf, in dem er die Nacht verbringt.
Wasser
Wenn Sie zu Fuß im Hohen Venn unterwegs sind, sollten Sie mit Gummistiefeln und Regenschirm ausgerüstet sein. Denn Wasser ist das alles bestimmende Element im Hohen Venn. Es fallen große Mengen an Regen und Schnee auf die Hochebene mit ihren sanft gewölbten, kaum erkennbaren Erhebungen und flachen Tälern. Die hohen Niederschlagsmengen ließen seit der Eiszeit die europaweit bedeutenden Hochmoore entstehen.
Charakteristisch für die Hochmoore ist ihre meterdicke Torfschicht. Das Niederschlagswasser wird vom Torfboden wie mit einem Schwamm aufgesogen. Was er nicht aufnehmen kann, fließt über Bäche ab und speist die Talsperren im benachbarten Eifelvorland, in Rureifel und Hocheifel.
Weißliche Schaumkronen in den Vennbächen deuten nicht etwa auf Wasserverschmutzung hin, sondern sind ein Zeichen dafür, dass sich im Wasser Stoffe aus lehmigem Untergrund und torfigem Boden miteinander vermischen. Manchmal sind Bachabschnitte auch rötlich gefärbt, ein Hinweis auf stark eisenhaltige, kohlensaure Quellen.
Vennwasser mit Schaum
Spuren des Menschen im Hohen-Venn
Die ersten eindeutigen Nachweise menschlicher Besiedlung im Hohen Venn lassen sich bis ins frühe Mittelalter zurückverfolgen. Der aus dieser Zeit stammende Nachlass ist unerwartet: eine Straße aus Stein, die auf einer befestigten Unterlage aus Holz verlegt wurde. Auch die späteren archäologischen Funde und historischen Dokumente erinnern immer wieder daran, dass das Hohe Venn kein Raum war, den die Menschen wirklich gemieden haben. Sie haben ihm vielmehr im Laufe der Jahrhunderte ihre deutlichen Spuren aufgedrückt. Begleiten Sie uns auf einer kurzen Zeitreise durchs Hohe Venn.
Um 650:
Lange Zeit wurde der oben genannte Weg im Venn für eine römische Straße gehalten. Doch wurde sie nachgewiesenermaßen erst im frühen Mittelalter (7.-8. Jh.) gebaut. Die Konstruktion berücksichtigt meisterhaft die Bedingungen eines Moorgebietes. Die Steinschicht ruht auf einer zusammenhängenden Holzunterlage, die einer langen Brücke ähnelt. Ein einziges Mal findet sich in einem Dokument von 670, das die Territorialgrenzen der Abtei von Stavelot festlegt, die Bezeichnung "via mansuerisca" für diese Straße. Den Einheimischen ist sie eher unter der Bezeichnung "Pavée de Charlemagne" bekannt.
13. Jahrhundert
Es gibt sicherlich in der Umgebung keinen geeigneteren Ort für Einsiedler als das Hohe Venn. Ein solcher richtete sich im Mittelalter im Reinartzhof ein. Auch er rettete verirrte Reisende im Hohen Venn. Die Einsiedelei entwickelte sich zu einer Gemeinschaft von mehreren Gehöften, die erst in den 60er Jahren ihre Tätigkeit aufgaben.
1444
Ein Dokument regelt die Nutzungsrechte im wallonischen Venn. Unter diese Nutzungsrechte fielen die Beweidung, die Mahd, die "Essertage" (das Zusammenrechen von Torfmoos für die Stallstreu), die Torfgewinnung etc. Diese Rechte wurden von den umliegenden Dörfern gemeinschaftlich im Venn ausgeübt. Diese historischen Nutzungsformen haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass im Hohen Venn der größte Teil der natürlichen Laubwälder in die heute noch vorhandene Heidelandschaft umgewandelt wurde.
1566
Zwei Händlerfamilien mit den Namen Panhaus und Hauptmann haben drei Steinsäulen auf der Hochebene errichtet. Sie markieren einen früher einmal vorhandenen Reiseweg zwischen Eupen und Sourbrodt. Sie stellten einen erkennbaren Anhaltspunkt in der weiten Einöde des Sommers und in den gleichförmigen Schneemassen des Winters dar.
1595
Im Universalatlas von Mercator wird eine Herberge "Mon Piette" am Rande des heutigen Zwei-Serien-Venns dargestellt. Außerdem werden zwei weitere Herbergen im Hohen Venn erwähnt: "Tsur Kalde Herberge" und "Zoerbroeth".
Mon Piette gibt es heute nicht mehr. Aus den beiden anderen sind die Dörfer "Kalterherberg" und Sourbrodt" entstanden.
1755-1756
Während des gesamten "Ancien Regime" vor der französischen Revolution grenzten Territorien verschiedenster politischer Gebilde im Hohen Venn aneinander. Diese Situation war aus der territorialen Zersplitterung des feudalen Systems entstanden. Unzählige Grenzsteine erinnern an diese ehemaligen Trennlinien, die die Hochebene kreuz und quer durchziehen. Sie wurden weniger genau gesetzt als heute und riefen regelmäßig Meinungsverschiedenheiten zwischen Staaten, aber auch zwischen Gemeinden hervor, vor allem in solchen Fällen, in denen diese Grenzen die Nutzungsrechte wie Beweidung betraf.
Um 1812
Michel Henri Schmitz, ein Steinmetz aus dem Rheinland, baute eine bescheidene Hütte auf der Hochebene. Aus welchen Gründen er an diesem Ort siedelte, ist nur unzureichend bekannt. Nach seinem Tod im Jahre 1819 siedelte seine Familie - aus wirtschaftlichen Gründen - an dieser Stelle. Sie errichteten eine Unterkunft für Reisende, die das Hohe Venn durchquerten. Bald übernahmen sie auch Rettungsaufgaben: Sie läuteten allabendlich eine Glocke, um verirrten Menschen im Nebel den Weg zu weisen. Dank dieser Tätigkeit der Bewohner von Baraque Michel wurden im 19. Jahrhundert 120 Personen gerettet.
1830
Belgien wurde unabhängig. Seine Grenzverläufe entsprachen noch nicht den heutigen. Die Grenze zwischen Belgien und Preußen verlief durch das Venn bei Baraque Michel. Die Grenzsteine mit der Bezeichnung "B" und "P" (für Belgien und Preußen) wurden 1839 zur Markierung dieser Grenze errichtet. Sie können sie heute noch sehen, wenn Sie den Wanderweg von Baraque Michel an der Hill entlang spazieren, oder sich in die entgegengesetzte Richtung zum Kreuz der Verlobten wenden
Bei Errichtung der Belgisch-Preußischen Grenze
Baraque Michel um 1900
Der Stein von Trois Coins
Die Panhaus-Säule
Schafbeweidung im Venn Ende des 19. Jhd.
Konstruktion der Via Mansuerisca
Landschaftskarte des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel © Naturpark Nordeifel e.V.