Rurseepanorama - groß

Die Rureifel

Wenn Sie die Rureifel erkunden, werden Ihnen sicher drei Landschaftselemente auffallen, die prägend sind: das von dem Flüsschen Rur tief eingeschnittene Tal, die Talsperren und die ausgedehnten Wälder. Mit den geschützten Bachtälern der Rur, die bei Mützenich mit dem Temperament eines Gebirgsbachs zu Tal rauscht, der Ruraue bei Nideggen und dem Perlenbach-/Fuhrtsbachtal birgt die Landschaft ungewöhnliche ökologische Kleinode. Hinzu kommt das ausgedehnte Waldnaturschutzgebiet Kermeter. Eine Besonderheit sind auch die meterhohen Buchenschutzhecken in den Dörfern am Vennrand.

Naturschutzgebiete

In der Rureifel finden Sie eine Reihe von außergewöhnlichen Naturschutzgebieten, so die Täler der Olef, des Fuhrts- und Schwalmbachs, der auf deutscher Seite Perlenbach heißt. Sie sind Beispiele für grenzübergreifende Naturschutzprojekte.

Die Perlmuschel gab dem Perlenbach seinen Namen. Obwohl die Muschel dort als ausgestorben gilt, können Sie bei genauerem Hinsehen viele andere natürliche Schätze in diesem knapp 400 Hektar großen Naturschutzgebiet finden. Wie fliegende Edelsteine wirken die tiefblau gefärbten Prachtlibellen im Kampf um ihre Bachreviere. Die meisten Fischarten wie Bachforelle, Groppe und Elritze, die sich hier tummeln, stehen auf der roten Liste der bedrohten Arten.

Bachröhrichte und Hochstaudenfluren sind der Lebensraum für zahllose Insekten, von denen sich ein artenreicher Vogelbestand ernährt. Perlmutter- und Feuerfalter kommen hier vor. Eine besondere Attraktion sind die leuchtend gelben Narzissenwiesen im Frühjahr, ökologisch wertvoll aber auch die Gebirgswiesen mit der würzig duftenden Bärwurz, der purpurroten "schwarzen" Flockenblume und der gelben Arnika.

Wir verdanken diesen Artenreichtum den Bauern, die diese Wiesen über Jahrhunderte hinweg für die Heugewinnung gemäht haben. Mit dem Einsatz moderner und intensiver Bewirtschaftungsformen in den Dörfern lohnte die Mahd in den fernen Tälern nicht mehr und wurde aufgegeben.

Um die Täler dennoch zu nutzen, haben die Eigentümer dort Fichten angepflanzt - und die Wiesen an den Bächen drohten zu verschwinden. Anfang der neunziger Jahre startete der Deutsch-Belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel in Zusammenarbeit mit den belgischen und deutschen Behörden sowie Naturschützern eine Rettungsaktion und stoppte die fortschreitende Verfichtung der Talgründe.

Die NRW-Stiftung kaufte große Flächenbereiche für den Naturschutz auf. In Pflegeprogrammen nahmen die Landwirte die traditionelle Mahd als Erhaltungsmaßnahme dieser nährstoffarmen Wiesen wieder auf. Eine ähnliche Biotopstruktur und Geschichte wie das Perlenbachtal hat auch das obere Oleftal. Der Naturpark bietet Veranstaltungen zum Perlenbach-/Fuhrtsbachtal an.

Das Rurtal begeistert durch wertvolle Biotope und attraktive Szenerien. Im Oberlauf zwischen dem Venngebiet und Monschau zeigt sich die Rur als munterer, ungestümer Bach. Wegen ihres Gebirgsbachcharakters ist sie dort unter Naturschutz gestellt. Talabwärts, zwischen Nideggen und Heimbach, ist die Rur ein ausgewachsener Fluss, der sein Bett tief in den roten Sandsteinfelsen eingegraben hat.

Felsen und Wasser werden von Tier und Mensch gleichermaßen beansprucht. Die imposanten Felsvorsprünge sind Lebensraum für Falke und Uhu, ziehen aber auch zunehmend Kletterer an. Ähnlich ist es mit dem Fluss tief unten im Tal: Eisvogel und Wasseramsel müssen sich ihr Jagdrevier mit Kanufahrern teilen. Mit der Einrichtung von Schutzgebieten und einer eingeschränkten Nutzung von Felsen und Rur für Sportler wurden die Konflikte entschärft. Um die Menschen für die Problematik zu sensibilisieren, werden die Konflikte in Veranstaltungen des Naturparks vorgestellt.

 

Sandsteinfelsen

Sandsteinfelsen © Naturpark Nordeifel e.V.

Narzissen in der Rureifel

Narzissen in der Rureifel © Naturpark Nordeifel e.V.

Großschutzgebiet Nationalpark Eifel

Eine Besonderheit in der Rureifel stellt ohne Frage der Nationalpark Eifel dar.

Gehen Sie auf Entdeckungsreise in die abwechslungsreiche Landschaft aus Wald-Wasser-Wildnis. Umgeben von Buchenwäldern, knorrigen Eichen, klaren Bächen und bizarren Felsen können Sie Ihre Seele baumeln lassen. Inmitten des Schutzgebietes locken die weiten Offenlandflächen der Dreiborner Hochfläche, die bis 2006 als Truppenübungsplatz genutzt wurde.

Im Frühjahr verwandeln Wilde Narzissen die Wiesen im Süden des Nationalparks in ein gelbes Blütenmeer. Im Sommer wachsen dort duftende Wildkräuter. Bei Geduld und etwas Glück erleben Sie im Herbst den Ruf des Rothirsches oder Sie entdecken im Winter im Schnee die Spuren des „Eifeltigers". Die Wildkatze hat im Bereich der Nordeifel ihre größte Population in Deutschland. Sie fühlt sich besonders in naturnahen Laubwäldern wohl. 

Insgesamt beherbergt das Großschutzgebiet mehr als 930 Tier- und Pflanzenarten wie Biber, Wildkatze und Fledermaus, die in NRW stark gefährdet sind. Der Biber baut in den sauberen Gewässern der Region seine Burgen und über den Stauseen ziehen Milane ihre Kreise. In den Mittelgebirgsbächen tummeln sich Bachforellen, Neunaugen und Elritzen. Der Schwarzstorch dagegen sucht besonders gerne in flachen Tümpeln nach Nahrung.

Die vielseitigen Naturerlebnisangebote des Nationalparks Eifel können Sie als Einzelperson oder Gruppe wahrnehmen. Ob allein, mit Freunden, Familie oder Kollegen - Sie können das ganze Jahr an offenen Rangerführungen teilnehmen, als Gruppe ehrenamtliche WaldführerInnen buchen oder einfach auf eigene Faust losziehen. Barrierefreie Angebote machen den Nationalpark auch für Menschen mit Behinderungen erlebbar.

Umfassende Informationen erhalten Sie in den Nationalpark-Toren mit Ausstellungen in Simmerath-Rurberg, Schleiden-Gemünd, Heimbach und Monschau-Höfen. Bei freiem Eintritt sind die Nationalpark-Tore täglich von 10 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet.

Kostenloses Informationsmaterial gibt es auch unter www.nationalpark-eifel.de oder beim Nationalparkforstamt Eifel (Tel.: 02444 9510-0, Fax-85).

Ranger und Touristen im Nationalpark Eifel

Ranger und Touristen im Nationalpark Eifel © M. Wetzel

Ausflugsziele

Sehenswerte Lehrpfade in der Rureifel:

  • Historischer Wanderweg in Simonskall, mit Besuch des Schaumeilers. (Begleitheft empfehlenswert, im Laden des historischen Gebäudes "Alte Mühle" Simonskall erhältlich)
  • Waldlehrpfad Rohren (ab Ortsmitte ausgeschildert), mit Schaumeiler und Sägemühle
  • Waldlehrpfad des Walderlebniszentrums in Gemünd

Wandern, und Rad-, Bahn- und Bootfahren in der Rureifel

  • Bootsfahrpläne sind erhältlich bei der der Rurseeschiffahrt Schwammenauel, Tel. 0049-(0)2446-479 oder -1253.
  • Zum Wandern empfehlen wir die Wanderkarten 1:25.000 des Eifelvereins Blatt Nr. 2 "Dürener Rureifel", Blatt Nr. 3 "Monschauer Land und Rurseengebiet" und Blatt Nr. 4 "Schleiden-Gemünd".
  • Für Radwanderungen empfehlen wir die Freizeitkarten 1 : 50.000 "Nordeifel/Hohes Venn" und "Aachen/Jülicher Börde" des Landesvermessungsamtes NRW und die Radwanderkarte 1 : 50.000 des Kreises Euskirchen.
  • Literatur zum Wandern und Radfahren ist im Handel erhältlich.

 

Empfehlenswert sind von Düren aus auch Anfahrten mit der Rurtalbahn, die sich sehr malerisch durch das Rurtal bis Heimbach schlängelt. Dieses Verkehrsmittel ermöglicht die Planung von Streckenwanderungen anstelle von Rundwanderungen. Im Rurtal können Sie die Orte

  • Untermaubach
  • Obermaubach
  • Zerkall
  • Nideggen
  • Abenden
  • Blens
  • Hausen
  • Heimbach

umweltfreundlich erreichen.

Das Naturhaus "Seebend" in Höfen

Das Naturhaus Seebend, am Ortsausgang des "Bundesgolddorfes" Höfen, liegt nur wenige hundert Meter vom Naturschutzgebiet Perlenbach-/Fuhrtsbachtal entfernt. Es ist Sitz des Eifelvereins Höfen und beherbergt die Ausstellung "Buchenhecken und Narzissentäler" des Naturparks Nordeifel.

Hier treffen sich Wanderer und Naturfreunde, um die bekannten Narzissenwiesen des Naturschutzgebietes zu erkunden oder die eindrucksvollen Buchenhecken und malerischen Fachwerkhäuser im Ort zu besichtigen. Die Ausstellung gibt dazu schon einmal einen Vorgeschmack, sie beschreibt die Hintergründe und macht deutlich, was an dieser Kulturlandschaft so besonders ist.

Anschrift: Hauptstraße 123, D-52156 Monschau-Höfen, Tel. 0049-(0)2472-912886

Das Walderlebniszentrum Gemünd

In aufwendigen Raumgestaltungen sind hier die Besonderheiten des Wald-Naturschutzgebietes Kermeter dokumentiert. Die ökologischen Funktionen der Waldbestände und des Bodens sowie der geschichtliche Aspekt der Köhlerei und anderer historischer Waldwirtschaftsformen werden dargestellt. Eine Dauerausstellung zu historischen Arbeitsgeräten dokumentiert die Entwicklung der Waldarbeit.

Anschrift: Nationalpark-Tor Gemünd, Kurhausstraße 6, D-53937 Gemünd, Tel. 0049-(0)2444-2011.

Das Bauernmuseum Lammersdorf

...zeigt dörfliche Wohnkultur und Handwerke um die Jahrhundertwende.

Anschrift: Bahnhofstraße 3, D-52152 Lammersdorf, Tel. 0049-(0)2473-1001.

Das Jugendstil-Wasserkraftwerk Heimbach

Dieses Industriemuseum zeigt die historische Wasserkraftnutzung des Urftsees.

Auskünfte bei RWE-Energie AG, Öffentlichkeitsarbeit und Information, D-45117 Essen, Tel. 0049-(0)201-1223924

Wälder

Für den Waldreichtum der Rureifel stehen der ausgedehnte Hürtgenwald und der Schleidener Wald mit dem größten zusammenhängenden Buchenwaldgebiet der Nordeifel, dem Kermeter. Mit etwa 3.100 Hektar wird der Kermeter zum größten Naturschutzgebiet Nordrhein-Westfalens. Auf den in der Rureifel häufig bodensauren Schieferstandorten waren ursprünglich Buchenwälder heimisch. Darin kommt als charakteristisches Waldgras die weiße Hainsimse vor.

Seit dem 16. Jahrhundert siedelte sich in den Bachtälern von Urft und Olef Eisenindustrie an. Mit ihren Hochöfen und Hammerwerken waren Schleiden und Gemünd die Zentren der Eisenverarbeitung in der Rureifel. Für die Schmelzprozesse des Erzes wurde Holzkohle benötigt, die von den Menschen in ungezügeltem Raubbau aus den Buchenwäldern gewonnen wurde. Noch heute zeugen zahlreiche Meilerplätze in den umliegenden Wäldern vom rußigen Gewerbe der Köhler.

Am Ende des 19. Jahrhunderts waren die ehemals bewaldeten Höhen kahl, Gebüsche und Heidekraut bedeckten den von Schafen beweideten Boden. "Eifelgold" wurden und werden die Ginstersträucher mit ihren goldgelben Blüten genannt - eher Ausdruck für die starke Leuchtkraft der Blüten, denn für Reichtum. Die preußische Verwaltung erkannte die Notlage und beschloss eine schnelle Hilfe: Großflächig wurde mit der schnellwüchsigen Fichte aufgeforstet.

Heute dagegen bemüht man sich um Lösungen, die stärker an ökologischen Gleichgewichten orientiert sind. Verstärktes Anpflanzen naturnaher Mischwälder und kahlschlagfreies Wirtschaften kennzeichnen die neuen Wege in der Forstwirtschaft. Besonders deutlich wird dies in Waldnaturschutzgebieten wie dem Kermeter. Hier gibt es außerdem Naturwaldzellen, in denen der Wald unbewirtschaftet bleibt. Doch selbst dort sind die neuartigen Waldschäden durch Luftverschmutzung unübersehbar.

Die Besonderheiten des Naturschutzgebietes Kermeter werden Ihnen im Walderlebniszentrum Gemünd vorgestellt. Um einen Einblick in das Handwerk der Köhler zu bekommen, sollten Sie den Schaumeiler am dorfhistorischen Lehrpfad in Simonskall besuchen. Hier können Sie an einer Führung zur Eisenindustrie teilnehmen. Waldgeschichte ist auch das Thema am Waldlehrpfad in Rohren mit historischer Sägemühle und Schaumeiler. Hier wird jährlich ab Pfingstdienstag bis zum darauffolgenden Samstag ein Holzkohlenmeiler aufgeschichtet und abgebrannt. Das Abbrennen endet in einem Meilerfest. Auskünfte zum Meilerfest in Rohren beim Verkehrsamt Monschau.

Köhlerei in der Rureifel

Köhlerei in der Rureifel

Fauna

Vögel in der Rureifel

Das größte zusammenhängende Buchenwaldgebiet der Rureifel liegt auf dem Kermeter. 3.100 Hektar Fläche dieses mächtigen Bergrückens am Rursee bilden das größte Waldnaturschutzgebiet bis dato einzigen Nationalpark in NRW.

Hier auf dem Kermeter gibt es noch alte Baumriesen und abgestorbene Bäume - ein Vogelparadies mit idealen Brutbedingungen für Spechte. Spechte benötigen für Nahrungssuche und Nestbau alte Wälder mit viel Totholz. Denn das Höhlenmeißeln ist harte Arbeit und geht am leichtesten bei kranken oder toten Bäumen. Neben den Buntspechten kommen auch die selteneren Schwarzspechte auf dem Kermeter vor.

Anfang Mai, kehren Zugvögel zurück und haben weitgehend ihre Reviere in den Wäldern besetzt. Die Männchen sind zu dieser Zeit sehr damit beschäftigt, lautstark durch Gesang ihren Gebietsanspruch zu erklären. Kuckuck, Hohltaube, Kleiber, Baumläufer und Waldlaubsänger sind in einem vielstimmigen Frühlingskonzert zu hören.

Paradies für Greife

Auch Habichte und Bussarde nisten hier. Im letzten Jahr hat auf dem Kermeter sogar ein Paar des seltenen Wespenbussards gebrütet. Dieser Greifvogel ist ein hochspezialisierter Insektenfresser, der Wespen- und Hornissennester ausgräbt. Er ist ein Zugvogel, da er im Winter natürlich in unseren Breiten keine Insekten findet.

Und noch eine besondere Rarität hat der Kermeter zu bieten: In den steil abfallenden Schieferfelsen brütet unsere größte europäische Eule, der Uhu. Das Tier wurde in den 50iger Jahren hier im Rurtal ausgerottet und 20 Jahre später wiedereingebürgert. Besondere Schutzmaßnahmen ermöglichen heute die erfolgreiche Vermehrung der Tiere. Da die Uhus nachtaktiv sind, ist es allerdings unwahrscheinlich, sie am Tag zu beobachten. Die Balzzeit ist bereits Ende Januar. Dann kann man in der Dämmerung ihre auffälligen Rituale und Flugmanöver mit lauten Rufen über dem See beobachten.

 

Der Uhu - Brutvogel der Rureifel, doch nur selten zu sehen.

Der Uhu - Brutvogel der Rureifel, doch nur selten zu sehen.

Flora

Ganz besondere Pflanzen: wilde Narzissen in der Rureifel

Wilde Narzissen sind in Deutschland sehr seltene Pflanzen, nur hier in der Eifel sowie im Hunsrück kommen sie vor und stoßen dabei an ihre östliche Verbreitungsgrenze. Aus diesem Grund sind sie bei uns vollständig geschützt, und man darf sie weder innerhalb noch außerhalb von Naturschutzgebieten pflücken oder ausgraben. Allerdings ist das Schädigen der wilden Narzissen keineswegs notwendig, denn die etwas größeren Garten-Narzissen sind überall und in vielen Formen im Handel preiswert erhältlich.

Ein wenig anders sind die Verhältnisse in Belgien. Hier sind wilde Narzissen keineswegs selten, denn ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in atlantisch beeinflussten Regionen mit hohen Niederschlagsmengen, und die Ardennen und ihre Ausläufer gehören dazu. Wegen ihrer Häufigkeit ist die Narzisse in Belgien nicht vollständig geschützt. Zwar dürfen auch in den dortigen Naturschutzgebieten Narzissen nicht abgerupft werden, außerhalb jedoch dürfen unsere Nachbarn sich einen Handstrauß mit 10 Stängeln aus der Natur holen. Dass es dabei häufig Übertretungen gibt, darüber klagen vor allem die Förster grenznaher Reviere, denn sie sind dort für die Umsetzung des Naturschutzes verantwortlich. Immer wieder werden Narzissen korbweise aus den belgischen Gebieten herausgeschleppt. Aus diesem Grund kontrollieren die Förster die Narzissengebiete dort während der Blütezeit besonders häufig.

Dabei ist es sowohl für den Wuchsort als auch für die Menschen besser, wenn die wilden Narzissen dort bleiben, wo sie natürlicherweise wachsen. Denn nur dort können sie ihre Rolle im weitverzweigten Beziehungsnetz ihres Lebensraumes erfüllen, und für uns Menschen bedeuten intakte Lebensräume in unserer Umgebung ein weiteres Stück Lebensqualität.

Der Erhalt der Bachtäler mit den narzissenreichen Talwiesen war keineswegs von Anfang an gesichert. Grenzüberschreitendende Naturschutzprojekte im Oleftal und im Perlenbach-/Fuhrtsbachtal, an denen Behörden und Naturschutzgruppen beteiligt waren, haben hier das Handeln gebündelt und in wirkungsvolle Wege geleitet. Denn durch Fichtenanpflanzung waren die Narzissenwiesen dort in ihrem Bestand bedroht.

Dass die Narzissen hier vorkommen, verdanken wir neben dem klimatischen Einfluss der ständigen Arbeit der Bauern, die diese Talwiesen des Heus wegen seit Jahrhunderten gemäht und nur in sehr geringem Maße gedüngt haben.

Nach dem zweiten Weltkrieg lohnte sich in Anbetracht der Ertragssteigerungen durch Kunstdünger das Mähen dieser dorffernen Talwiesen nicht mehr, daher wurde mit Fichten aufgeforstet. Es bedarf keiner großen Fantasie, sich vorzustellen, wie die Narzissen aus einem sich schließenden Fichtenbestand verdrängt, ausgedunkelt und zum Verschwinden gebracht wurden.

Die Ausweisung des Perlenbach-/ Fuhrtsbachtals als Naturschutzgebiet im Jahre 1976 konnte zwar dort das Fortschreiten der Verfichtung aufhalten, die Naturschutzgesetzgebung reichte jedoch nicht aus, um bestehende private Fichtenanpflanzungen rückgängig zu machen. Daher wurden mit hohen Geldsummen Flächen aufgekauft und entfichtet.

Professor Wolfgang Schumacher von der Nordrheinwestfalen-Stiftung: "Diese wertvollen Talwiesen wurden für jeden von uns zur Freude an der Natur erhalten. Die positiven Erfahrungen, die man bei der Erholung in der Natur nach Hause trägt, sollen Ansporn dazu sein, sich weiter für Naturschutz und den Erhalt unserer Landschaft einzusetzen."

Die Besucher, die hier in der Rureifel alljährlich die Narzissenpracht im Frühling genießen, sind zahlreich. An den sonnigen Nachmittagen der Sonntage können die vorhandenen Parkplätze die Fahrzeugmassen der Anreisenden kaum fassen. Günstiger für einen Besuch sind daher die Vormittage oder die Werktage.

Das Monschauer Heckenland

Hecken haben die Landschaft des deutsch-belgischen Naturparks seit Beginn ihrer Besiedelung geprägt und nehmen noch heute als landschaftsgestaltende Lebensräume wichtige Funktionen ein.

Obwohl die Erfindung der ersten Hecke nicht dokumentiert ist, macht es keine besonderen Schwierigkeiten, die Entstehung von Hecken herzuleiten. Hecken wurden von unseren Vorfahren wohl zusammen mit der Einsicht entdeckt, dass es sich von Ackerbau und Viehzucht angenehmer leben ließ als vom Jagen und Sammeln. Um ihre Viehherden über Nacht vor wilden Tieren zu schützen, bauten sie Gebüsche zu Verhauen aus. Sie schlossen Lücken zwischen den Gebüschen mit eingerammten Ästen und verflochten die Zweige miteinander. Einige dieser Äste schlugen Wurzeln und ergrünten: die gepflanzte Hecke war erfunden.


Weißdorn fürs Vieh

Hecken sind noch heute besonders gut in Gebieten entwickelt, wo Viehhaltung betrieben wurde. Bis zur Verbreitung des Stacheldrahtes nach dem ersten Weltkrieg wurden im belgischen Teil des Naturparks fast ausschließlich dichte, niedere Weißdornhecken als Umgrenzung für Viehweiden verwendet. Wegen seiner Dornen wird der Weißdorn vom Vieh verschmäht. Noch heute überziehen die Weißdornhecken netzartig die grünen Hügel des Eupener Butterländchens. An einigen Stellen der Weiden lassen die Bauern die Niederhecken zu Schirmhecken hochwachsen. Der dachartige Überstand der Baumwipfel schützt das Vieh gegen kalte Winde und Schauer, aber auch gegen stechende Sonne. Attraktiver Blickfang sind gelegentlich die Pfosten aus regionaltypischem Blaustein mit bunt angestrichenen Gattertoren, die den Eingang der umfriedeten Weiden bilden.

Buchen für den Schutz des Hauses

Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts sind die Hecken am Vennrand und im Monschauer Land urkundlich nachweisbar. Die beeindruckend hohen Hausschutzhecken mit ihren eingeschnittenen Tür- und Fensteröffnungen in Höfen und den benachbarten Dörfern bilden eine landschaftliche Besonderheit in der Rureifel und am Vennrand. Diese Buchenhochhecken bieten Schutz gegen kalten Wind und rauhes Wetter der Vennhochflächen. Selbst im Winter behalten die riesigen Buchenwände ihre verdorrten Blätter und tragen damit zum Wetterschutz bei. In den Hecken hat man bis zu 300 Jahre alte Bäume gefunden.

Bester Windschutz: Durchwachser

Besser noch als durchgehende Heckenwände schützen auf freiem Feld Durchwachserhecken gegen Wind und Kälte. Durchwachser sind Einzelbäume, die aus einer Niederhecke hervorragen. Die partielle Durchlässigkeit der Durchwachserhecke verhindert die Wirbelbildung bei Winden und verbessert die Temperaturkonstanz im Einflussbereich der Hecke.

Gepflegte Durchwachserhecken liefern wertvolles Brenn-, Werk- und Möbelholz. Die besonders alten Hecken und Baumreihen stehen auf kleinen Wällen, die die natürliche Bodenbildung und den Erosionsschutz im Laufe der Jahrhunderte demonstrieren. Häufig bestehen diese kleinen Wälle in ihrem Inneren aus Lesesteinen, die von den Landwirten von der Feldmitte an den Rand geschafft wurden.

Vielfältige Lebensräume

Zu den Hecken im weitesten Sinn gehören auch kleine Gebüschgruppen und Flurgehölze. Wie vernetzte Inseln liegen sie in der Wiesen- und Ackerlandschaft und bieten Tieren und Pflanzen Lebensraum. Besonders abwechslungsreiche Hecken und Gehölzgruppen gibt es in der Hocheifel im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Hier beschränken sich die Baumarten nicht auf eine Art, wie die Weißdornhecken des Herver Landes oder die Buchenhecken des Monschauer Heckenlandes. Hier ist das Markenzeichen der Hecken die bunte Artenvielfalt: Weiden, Birke, Vogelbeere, Schwarzdorn, Hasel, Hainbuche, Eiche, Ahorn - selbst Linden kommen als Durchwachser vor. Brombeersträucher und Windengewächse wie das Waldgeißblatt verdichten die Flurgehölze zu schützenden Fluchtburgen für Insekten, Vögel und kleine Nager. Auch Insektenfresser wie die Spitzmäuse sind hier zu Hause. Diese Kleintiere stehen wiederum auf dem Speiseplan von Hermelin, Wiesel, Bussard und Eule.

Korridor für Zugvögel

Besonders wertvoll sind die Hecken für die Zugvögel im Herbst. Nicht alle Zugvögel fliegen in großen Schwärmen und über lange Strecken. Viele Arten machen sich einzeln auf die Reise. Nahezu unbemerkt hüpfen oder fliegen von einem Ast zum andern, dann zum nächsten Baum, schließlich zur benachbarten Gebüschgruppe - immer in Richtung Süden. Auf diese Weise legen sie beachtliche Strecken zurück, bleiben jedoch stets in Deckung und an der Nahrungsquelle. Hecken bilden Korridore in der Landschaft, an denen Zugvögel entlangreisen.

Nutzen für den Menschen

Doch nicht nur für die Ernährung der Tiere spielen Hecken eine bedeutende Rolle. Die Früchte der Sträucher sind seit jeher auch Nahrungsmittel und Medizin des Menschen gewesen: schmackhafter Brotaufstrich aus Brombeeren und Himbeeren, Saft aus schwarzen Holunderbeeren oder Tee aus Hagebutten oder Lindenblüten sind althergebrachte Produkte. Daneben haben die Hölzer aus Hecken in der Vergangenheit als Brenn- und Werkholz gedient. Rechen, Besen, Teile von Küchen- oder Arbeitswerkzeugen sind aus den heimischen Heckenhölzern hergestellt worden.

Noch eine beachtenswerte Funktion haben Flurgehölze für den Menschen. Kleinere Hecken, Gebüsche oder Einzelbäume zieren Monumente am Wegesrand, wie Wegekreuze, Kapellen oder Kriegsdenkmäler. In Dörfern wie Eicherscheid und Rohren gibt es große Dorfbäume - Linden und Eichen - unter denen Urteile gesprochen und Feste gefeiert wurden. Gebüsche und Bäume sind Landschaftselemente, die in den sozialen Prozessen der dörflichen Gemeinschaften schon immer einen festen Platz eingenommen haben.

 

Buchenhecken im Winter

Buchenhecken im Winter

In jedem Reiseführer über Eifel: die Hecken der Geschister Theissen in Höfen

In jedem Reiseführer über Eifel: die Hecken der Geschister Theissen in Höfen

Durchwachserhecken bei Eicherscheid

Durchwachserhecken bei Eicherscheid

Wasser

Wer von der Rureifel spricht, denkt an das Wasserreservoir, das diese Teilregion mit ihren Talsperren vorhält. Rur, Urft, Olef, Kall, Perlenbach und Wehebach befördern bedeutende Trink- und Brauchwasservorräte, die in großen Teilen aus dem benachbarten, niederschlagsreichen Venngebiet gespeist werden. Das kalkarme Wasser hat, ähnlich wie in Eupen, zur Entwicklung einer historischen Tuchindustrie im malerischen Monschau beigetragen.

Der Rursee bezieht über die zufließenden Bäche Wasser aus der Oleftalsperre. Er liefert seinerseits mit seinem Obersee und dem Urftsee Wasser zur Aufbereitung an die Dreilägerbachtalsperre. Über die Trinkwasseraufbereitung dort können Sie sich bei einer Führung informieren.

Neben der Trinkwassergewinnung war in der ersten Hälfte des Jahrhunderts am Urftsee auch die Stromerzeugung von Bedeutung. Ein Zeugnis aus dieser Zeit ist das nostalgisch anmutende Jugendstilkraftwerk in Heimbach-Schwammenauel, das über einen Stollen durch den Kermeter Wasser aus dem Urftsee bezieht. Ein Besuch lohnt sich, es finden täglich Führungen statt.

Aus dem Urftsee und dem oberen Bereich des Rursees wird das für die Aufbereitung bestimmte Trinkwasser abgeleitet, daher sind diese Seebereiche für den Wassersport gesperrt. Nur elektrisch betriebene, toilettenfreie Touristenboote haben auf dem Obersee freie Fahrt. Der Untersee liefert Brauchwasser in den Dürener Raum. Er ist für Freizeit und Erholung gut erschlossen.

Die Talsperren der Rureifel müssen vielen Ansprüchen genügen: sie sollen Landschaft und Mensch vor Hochwasser schützen, Trinkwasser liefern, der menschlichen Freizeit und Erholung dienen und Lebensraum für ihre natürlichen Bewohner, die Pflanzen und Tiere sein. Diese gegenläufigen Interessen bedürfen einer Regelung und erfordern Rücksicht von allen Nutzern. Unsere Bitte: halten Sie die bestehenden Regeln in den jeweiligen Bereichen ein!

Der Naturpark bietet Veranstaltungen im Bereich der Rur an, die Nutzungsformen und Nutzungskonflikte zum Inhalt haben.

Urftmauer

Urftmauer

Spuren des Menschen in der Rureifel

Spuren im Wald: Kohlenmeiler in der Rureifel

Wer aufmerksam durch die Wälder der Eifel spaziert, kann dort häufig die Spuren menschlicher Aktivitäten und historischer Handwerke finden. Gelegentlich erkennt man auf dem Waldboden die kreisrunden Silhouetten von ehemaligen Meilerplätzen. Überreste von Wehren an Bächen kennzeichnen ehemalige Mühlenstandorte.
Solche Funde dokumentieren ein Stück dörflicher Geschichte und sind Zeitzeugen vergangener Lebens- und Arbeitsweisen. In neuerer Zeit werden diese Spuren der lokalen Vergangenheit in der Eifel aufgearbeitet und dokumentiert, und können besucht werden.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist der Waldlehrpfad in Rohren bei Monschau. Hier gibt es historische Arbeitsgeräte, einen aufgeschichteten Schaumeiler und eine wasserbetriebene Sägemühle. Förster Drevermann erklärt die Funktionsweise der Energieübertragung der Anlage:

Wasser wird vom Kluckbach zugeleitet. Die aus dem Gefälle stammende Wasserkraft treibt das Wasserrad an. Da das Wasser von oben über die Schaufelkammern geleitet wird, ist das Rad ein "oberschlächtiges" Wasserrad. Rhythmisch klatschend füllt das Wasser die Kammern des Rades: "es klappert die Mühle..." Eine Achse führt vom Mittelpunkt des Rades durch die Wand der Mühle und treibt im Innern Zahnräder an. Eine Übersetzung bewegt die angeschlossenen Werkzeuge. Vielfältig Werkzeuge hat es früher in der Eifel gegeben: Sägen für die Holzbearbeitung, Mahlwerke für Getreide und Ölfrüchte oder große Hämmer zum Schmieden von Eisen. Hier in der historischen Sägemühle von Rohren werden Baumstämme durch das rhythmische Auf und Ab eines Sägegatters der Länge nach in Bretter zerteilt.

Doch nicht nur zur Gewinnung von Werk-, Bau- und Möbelholz wird und wurde der Wald genutzt, früher musste er auch Energie für die Aufbereitung von Eisenerz liefern.

Seit etwa dem 16. Jahrhundert wurde Holzkohle in größeren Mengen für das Schmelzen von Eisenerz benötigt, da sie bei Verbrennung größere Hitze als Holz liefert. Das Holz wurde den natürlichen Buchenwäldern entnommen und in Meilern verkohlt. Der Rohrener Schaumeiler mit seinem kuchenförmigen Ausschnitt zeigt zwei "Gesetze", d.h. Schichten von senkrechten, etwa meterlangen Scheiten mit dem zentralen Befeuerungsschacht, durch den der Meiler mit Glut beimpft wurde. Die äußere Schicht aus Laub und Kohlerde diente der Abdichtung, damit das Holz nicht verbrannte, sondern durch den entstehenden Sauerstoffmangel langsam verkohlte.

Die Köhlerei war für die Buchenwälder der Eifel fatal und ließ am Ende des 18. Jahrhunderts große, ausgelaugte Kahlflächen übrig. Daher wurden die Flächen im vergangenen Jahrhundert mit anspruchslosen und schnellwüchsigen Fichten bepflanzt, die heute unser Waldbild prägen. Die Köhlerei hat somit das heutige Landschaftsbild der Eifel entscheidend mitgestaltet.
Sägemühlen Rohren

Sägemühlen Rohren

Spuren außerhalb des Waldes

Außerhalb der Waldgebiete zeigt sich die Rureifel als traditionelle, dörfliche Kulturlandschaft, in der die Rindviehhaltung vorherrscht. Dies war nicht immer so. Eine der früheren Bewirtschaftungsformen, die zum heutigen Landschaftsbild mit beitrug, ist die Rottwirtschaft. Hier wurde in 15- bis 20jährigem Turnus der nachwachsende Wald geschlagen und die Äste zur Düngung am Ort verbrannt. Anschließend konnte für ein oder zwei Jahre Ackerbau mit Hafer, Roggen und Buchweizen betrieben werden. Dennoch laugte der Boden im Laufe der Zeit immer stärker aus, und an vielen Orten konnte der Wald nicht mehr nachwachsen. Rottwirtschaft und Köhlerei hatten zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert große Ödlandflächen entstehen lassen.

Diese wurden periodisch durch kargen Ackerbau genutzt oder von Schafen beweidet. Die Schafhaltung auf den entwaldeten Flächen trug mit zur Entwicklung der Monschauer Tuchindustrie bei. Die beschriebenen Wirtschaftszweige bilden nur einen kleinen, aber wichtigen Ausschnitt aus der wechselvollen Siedlungs- und Erschließungsgeschichte der Eifel.

Heute ist die Rureifel auch der Ort ökologisch orientierter Landschaftsgestaltung. Für die Gemeindegebiete auf der Dreiborner Hochfläche bei Schleiden gestalteten zu Beginn der neunziger Jahre Fachbehörden und Naturschutzverbände gemeinsam die Landschaft neu für eine günstigere Bewirtschaftung durch die Landwirte, sorgten aber auch gleichzeitig für die Bildung und Erhaltung von Lebensräumen für wildlebende Pflanzen und Tiere. Daher sieht man heute am Scheurenter Berg bei Schleiden eine reichgegliederte Landschaft mit bewirtschafteten Terrassen, Buschgruppen und wilden Hecken, und ganz in der Nähe das Naturschutzgebiet des erlengesäumten Höddelbachs mit seinen Feuchtwiesen.

Historisches Tuchmacherhaus: Rotes Haus in Monschau

Historisches Tuchmacherhaus: Rotes Haus in Monschau

Landschaftskarte des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel

Landschaftskarte des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel © Naturpark Nordeifel e.V.