Die Kalkeifel
Das Landschaftsbild der Kalkeifel wird von den Eifeler Kalkmulden geprägt, die der Landschaft ihren Namen gegeben haben. Die Kalkmulden sind eine Hinterlassenschaft des Meeres, das vor etwa 360 Millionen Jahren hier Korallenriffe schuf und den Kalk auf dem damaligen Meeresgrund ablagerte. In den meisten Gebieten der Kalkeifel wurden die kalkführenden Schichten im Laufe der Zeit wieder abgetragen. Der Kalk kommt heute nur in solchen Gebieten vor, die durch ihre Muldenform vor Erosion stärker geschützt waren.
Eine der bekannteren Mulden ist die Prümer Kalkmulde. Hier liegt das ausgedehnte Naturschutzgebiet der Schönecker Schweiz, das sich durch seine an Kalkboden angepasste Pflanzen- und Tierwelt auszeichnet.
Naturschutzgebiete
In kleinen Naturschutzgebieten um Urft, z.B. an der Stolzenburg, sind Reste der für die Kalkeifel typischen Wälder mit wärmeliebenden Pflanzenarten wie der Elsbeere erhalten. Daneben gibt es geschützte Bachauen und Talwiesen mit seltenen Kalksumpfgebieten, wie im Genfbachtal. Der Naturpark bietet die Möglichkeit, solche Naturschutzgebiete unter sachkundiger Führung zu besuchen.
Das größte und bedeutendste Naturschutzgebiet der Kalkeifel sind die Alendorfer Kalktriften und das Lampertstal. Hier hat die Nordrhein-Westfalen-Stiftung große Flächen für den Naturschutz aufgekauft. In diesen Gebieten haben sich durch jahrhundertelange extensive Beweidung wertvolle Lebensräume entwickelt.
Schafbeweidung ist heute eine altbewährte und doch wieder moderne Naturschutzmaßnahme, um die Kalktriften zu erhalten.
Der pflanzliche Reichtum dieser Gebiete lockt ein Vielzahl von Insektenarten. Der Naturpark Hohes Venn-Eifel bietet im Frühsommer und Herbst Führungen zu den Kostbarkeiten des Lampertstales und der Alendorfer Kalktriften an.
Zahlreiche Flächen stehen auch im Gemeindegebiet des Naturerlebnisdorfes Nettersheim unter Schutz. Das Naturschutzzentrum, das sich mit mehreren Gebäuden und Lehrpfaden über das Dorf verteilt, bietet großen und kleinen Besuchern ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen zu den Besonderheiten der geschützten Gebiete.
Weitere ökologische Kostbarkeiten befinden sich am äußersten Südostrand des Naturparks im Bereich der Prümer Kalkmulde. Von großem Reiz ist das über 800 Hektar umfassende Naturschutzgebiet in der Schönecker Schweiz.
Wie vergessenes Spielzeug von Riesen wirken die haushohen, rötlichen Dolomitblöcke, die verstreut in den Wäldern liegen. Im Frühjahr erstrecken sich auf dem Boden der nördlichen Buchenwälder ausgedehnte Teppiche mit den schneeweißen und knoblauchartig riechenden Blüten des Bärlauchs. Gelegentlich findet man die rosa blühende, zwiebeltragende Zahnwurz mit ihren ungewöhnlichen braunen Brutzwiebelchen in den Blattachseln, über die sie sich vermehren kann.
Außerhalb der Wälder locken bunt getupfte Kalkmagerrasen mit ihrer Blütenpracht Schmetterlinge wie Kaisermantel, Schwalbenschwanz und Schachbrettfalter an. Auch in diesem Naturschutzgebiet bietet der Naturpark Führungen an.
Naturschutzgebiet Lamperstal
Der kleine Ort Alendorf südlich vom bekannteren Blankenheim ist unter Naturfreunden ein offener Geheimtip: Das über 800 ha große Naturschutzgebiet des Lampertstals und der Alendorfer Kalktriften ist ein ökologisches Kleinod von besonderem Wert.
Eindrucksvoll heben sich schon von weitem Kalvarien- und Eierberg mit ihren Wacholderbeständen von der Umgebung ab. Bereits im Mittelalter wurden diese traditionellen Kulturbiotope durch Rodung geschaffen und durch extensive Schafbeweidung bis in unsere heutige Zeit erhalten. Die Magerrasen prägen seit Jahrhunderten das Landschaftsbild der nördlichen Kalkeifel und gehören zu den schönsten und überregional bedeutenden Kulturbiotopen der Eifel.
Anfang September blühen hier die Enziane. Leuchtend blau ist die Farbe des seltenen Fransenenzians, häufiger zu finden und etwas größer ist der hellviolette deutsche Enzian.
Zahlreiche Insekten bevölkern die blütenreichen Rasen der Kalktriften. Einige ernähren sich vom Blütennektar, wie die Schmetterlinge, Wildbienen und Schwebfliegen. Andere, wie die Raupen, sind auf die Blätter spezialisiert, wieder andere, z.B. Laufkäfer, leben in der Deckung am Boden oder im Wurzelbereich. Auf diese Weise bietet ein solcher Rasen zahlreiche ökologische Nischen für Tiere.
Um diese wertvollen Gebiete zu erhalten, wurden sie unter Naturschutz gestellt. Da der Artenreichtum dort durch historische menschliche Bewirtschaftungsformen entstanden ist, kann er nur durch die Fortführung dieser Methoden erhalten werden. Daher ziehen seit mehreren Jahren wieder Wanderschäfer mit Herden genügsamer Landschafrassen über die Kalkhänge. Die Schafe halten Gebüsche und Bäume auf den Hängen kurz. Natürlich wird Dünger von den Triften ferngehalten. Dies ermöglicht den langsamer wachsenden, kleinen oder anspruchslosen Pflanzenarten das Überleben und sorgt so für Artenvielfalt. Auf den Alendorfer Kalktriften und im Lampertstal wird Naturschutz durch aktive und extensive Bewirtschaftung umgesetzt.
Händelwurz mit Damenbrett-Falter
Naturschutzgebiet Achenlochhöhle und Stolzenburg
Bevor der Wald im Frühling sein Blätterdach ausbildet und den Waldboden während des Sommers beschattet, nutzen viele Bodenpflanzen die sonnige Gelegenheit von März bis Mai, um zu blühen und Samen zu bilden. Dabei verwandelt sich der Waldboden für kurze Zeit in einen prachtvollen Blütenteppich.
Vor allem in der Kalkeifel, wo die Niederschlagsnässe sich nur selten stauen kann und der Boden sich daher schnell aufwärmt, sind die Bodenpflanzen in den Wäldern besonders artenreich. Weiße Buschwindröschen, violette Veilchen, leuchtend gelbe Schlüsselblumen, rosa Lerchensporn und schwarzglänzende Einbeeren sprenkeln den Waldboden mit bunten Farben. An manchen Stellen findet man weiße Teppiche aus würzig duftendem Bärlauch.
Ökologisch besonders wertvoll sind die Naturschutzgebiete an der Stolzenburg und der Achenlochhöhle. In den lichten Eichenwäldern kommt die Elsbeere vor, eine Baumart, die nur in wärmeren Gebieten auftritt, wie auch die krautige Färberscharte und der blaurote Steinsame. Solche Arten sind im Mittelmeerraum und den südostasiatischen Steppen beheimatet. Etwa ein Drittel des Artenbestandes hier ist wärmeangepasst. Das Vorkommen dieser Pflanzengemeinschaft macht diese beiden Naturschutzgebiete überregional bedeutend.
Verteilt in den Wäldern findet man blütenreiche Kalkmagerrasen, in denen Mannsknabenkraut und andere Orchideen vorkommen. Gebüschsäume mit Berberitze und Liguster bilden die Übergangsbereiche zwischen Wald und Wiese. Nicht nur die Wälder, auch die Felsbiotope bieten außerordentliche Vorkommen an seltenen Pflanzen. Steil abfallende Vorsprünge werden von Zwergmispel und Felsenbirne besiedelt.
Blütenpracht von Bärlauchpflanzen
Naturschutzgebiet Tanzberg
Das Naturschutzgebiet Tanzberg bei Keldenich ist neben dem Stolberger und dem Mechernicher Raum eines der wenigen Gebiete der Eifel, in denen Schwermetalle im Boden vorkommen.
Solche Gebiete sind ökologisch sehr interessant, denn hier kommen die seltenen "Metallophyten" vor, Pflanzen, die sich im Verlauf der Evolution an Schwermetalle anpassen konnten. Diese Pflanzen sind dadurch weniger anfällig gegen die Schädigungen, die Schwermetalle in normalen Pflanzen verursachen, und sie sind deshalb heute in diesen Gebieten dominant.
In dem ehemaligen Bergbaugebiet entstand nach der Stillegung der Abbautätigkeit ein eng verzahntes Mosaik aus Heideflächen, Gebüschen, Kleinwässern und Wald. Nicht überall im Gebiet sind die Schwermetalle gleichmäßig verteilt. An einigen Stellen dringen sie nicht bis an die Oberfläche, dort können sich Heidekraut und Blaubeere, Kiefern und Birken halten.
An anderen Stellen liegen die Schwermetalle direkt unter der Oberfläche. Sie sind für Pflanzen wie für Tiere giftig, wenn sie in den Körper aufgenommen werden und sich über längere Zeiträume dort anreichern können. Bei hohen Konzentrationen im Boden ist die Oberfläche völlig vegetationsfrei. Wo geringere Konzentrationen auftreten, kommen die typischen Metallophyten vor: Grasnelke, Taubenkropf, Frühlingsmiere und Täschelkraut.
Das Naturschutzgebiet ist aber nicht nur durch seine Schwermetalle geprägt, sondern auch durch den Kalk im Boden. Von großer Bedeutung für die Ausprägung der Pflanzendecke ist das Verhältnis von Kalk zu Blei. Kalk mildert die schädliche Wirkung der Schwermetalle auf die Pflanzen, so dass die Metallophyten in Kalkgebieten höhere Bleikonzentrationen ertragen können als auf sauren Böden.
Doch nicht nur die Schwermetallpflanzen, auch die Vegetation der mageren Böden, auf denen keine Landwirtschaft stattfinden darf und die deshalb brach liegen, ist sehenswert. Auf dem Tanzberg kommen neben seltenen Pflanzen auch geschützte Insekten sowie Reptilien und Amphibien vor.
Berg- oder Waldeidechse
Naturschutzgebiet Sistiger Heide
Für Naturfreunde ist die Kalkeifel ein offener Geheimtipp. Ihr pflanzlicher Artenreichtum und ihre ökologischen Besonderheiten machen sie zu einem bedeutenden Landschaftsteil der Eifel. Das Gebiet der Sistiger und Krekeler Heide am Rande der Sötenicher Kalkmulde gehört zu den bemerkenswerten Schutzgebieten der Kalkeifel.
Blütenpracht
Das äußere Erscheinungsbild ist geprägt von Restbeständen an Nadelholzforsten, vor allem aber von ausgedehnten, seit vielen Generationen extensiv bewirtschafteten Wiesen, die heute wieder im Rahmen des Vertragsnaturschutzes von einheimischen Landwirten gepflegt werden. Dies hat den Artenreichtum an seltenen Pflanzen und die Blütenpracht geschaffen, die hier vorkommen: große Bestände des breitblättrigen und gefleckten Knabenkrautes, zweiblättrige und grüne Waldhyazinthe, Hohlzunge und andere Kostbarkeiten finden sich hier.
Mosaik aus Lebensräumen
Der ungewöhnliche Artenreichtum beruht auf der engen Verzahnung eines Mosaiks kleiner, sehr unterschiedlicher Lebensräume. Überraschend ist z.B. das Vorkommen eines Heidemoores, wo Glockenheide, Wollgräser, Arnika und Lungenenzian anzutreffen sind. Diese Pflanzen sind eher charakteristisch für die Gebirgswiesen der Hocheifel und die Hochmoore im Hohen Venn. Mit dem Schutzgebiet der Sistiger Heide zeigt sich die Kalkeifel von ihrer ganz anderen Seite.
Geflecktes Knabenkraut
Naturschutzgebiet Schönecker Schweiz
Bevor Ende Mai der Wald endgültig sein dichtes Blätterdach ausbildet und den Waldboden verdunkelt, nutzen die Waldkräuter die lichtreiche Zeit zum Blühen. Vor allem in der Kalkeifel, hier im Naturschutzgebiet der Schönecker Schweiz, sind die Waldkräuter besonders artenreich.
Geschützte Pflanzen
Hohler Lerchensporn, Waldbingelkraut, Schlüsselblume, Buschwindröschen und Aronstab bilden blütenreiche Decken unter den hohen Buchen. Diese Kalkbuchenwälder sind das landschaftliche Markenzeichen der Kalkeifel und halten auch Seltenheiten wie Seidelbast und Akelei vor. Hier findet man auch die zwiebeltragende Zahnwurz mit ihren merkwürdigen Brutzwiebeln in den Blattachseln, über die sie sich vermehren kann.
Die Eifeler Kalkmulden, darunter die Prümer Kalkmulde mit der Schönecker Schweiz, prägen das Landschaftsbild der Kalkeifel. Typisch für die Schönecker Schweiz sind die wuchtigen Dolomitblöcke, die im Wald verstreut liegen. Im Schatten ihrer Wände wachsen Tüpfelfarn, Streifenfarn und wilde Stachelbeere. Bekannt ist die Jungfernlay im Schalkenbachtal.
Charakteristisch für kalkigen Untergrund sind die Klufthöhlen in der "Hohllay", wo das Wasser Hohlräume aus dem Felsen gelöst hat. Bachschwinden, in denen Bäche einfach im Boden versickern, sind weitere typische Karsterscheinungen des Kalkbodens.
In der Nähe der Bäche kommen artenreiche Schluchtwälder vor. Markante Felspartien und senkrecht abfallende, farnreiche Wände beeinflussen das Kleinklima vor Ort und bilden eine dramatische Kulisse für Edellaubhölzer wie Bergahorn, Bergulme, Sommerlinde und Esche. Silberblatt, Goldnessel und Wunderveilchen bereichern als blühende Farbtupfer den Waldboden.
Seltene Tiere
Auf den Kalkmagerrasen der angrenzenden Wiesen lebt eine besondere Tierwelt mit zahlreichen gefährdeten Arten. Beeindruckend ist die große Artenzahl der Bläulinge im Sommer.
Ihre Unterscheidung ist fast eine eigene Wissenschaft, denn nur geringe Farbunterschiede zeichnen die verschiedenen Arten aus. Interessant ist, dass zum Beispiel der Heidewiesenbläuling in Symbiose mit Ameisen lebt. Die Raupen leben zunächst von Pflanzen, und werden dabei von Ameisen besucht. Diese "betrillern" die Raupen, d.h. sie betasten sie intensiv mit ihren Fühlern. Das veranlasst die Raupen, einen Tropfen Nahrungsflüssigkeit aus einer Drüse am Rücken abzugeben, den die Ameise ihrerseits aufnimmt. Nach einiger Zeit wird die Raupe als lebender Nahrungsspender in das Ameisennest geschleppt, doch hier entpuppt sie sich nun als Schmarotzer. Sie frisst ihrerseits die Ameisenbrut, überwintert im Nest, verpuppt sich im Frühjahr, schlüpft und verlässt dann das Ameisennest, um den gleichen Zyklus wieder neu in Gang zu setzen.
Doch auch die weniger farbenprächtigen Insekten sind eine interessante Lebewelt: so der Warzenbeißer, eine Singschrecke mit langen Fühlern, die sich überwiegend von anderen Insekten, gelegentlich auch von Pflanzen ernährt. Früher hat man diese Heuschrecken gefangen, um sie auf Warzen an den Händen zu setzen. Der Saft, den diese Tiere beim Hineinbeißen in die Haut abgeben, soll Warzen zum Verschwinden bringen.
Der Insektenreichtum von blütenreichen Magerwiesen ist beachtlich. In großen Mengen leben die - meist geflügelten - Summer und Brummer in der Nähe ihrer nektarspendenden Nahrungsquellen und bilden einen bedeutenden Teil im Nahrungsnetz des Naturhaushaltes. Vor allem für die insektenfressenden Vögel wie Schwalben und Mauersegler, aber auch für Kleinsäuger, Frösche und Feuersalamander bilden sie eine lebenswichtige Voraussetzung. Der Erhalt dieser Nahrungsnetze ist eine der wesentlichen Aufgaben unserer Naturschutzgebiete.
Jungfernlay - wuchtige Dolomitblöcke im Schalkenbachtal
Naturschutzgebiet Hundsrück
Wer aufmerksam in der Kalkeifel spazieren geht oder wandert, kann hier außerordentlich viele kulturgeschichtliche und naturkundliche Kleinode antreffen. Zu den ökologisch wertvollsten Bereichen der Kalkeifel gehören die blütenreichen Kalkmagerrasen, die zu den unterschiedlichen Zeiten des Jahres die Besucher mit prächtigen Farben erfreuen.
Ein Naturschutzgebiet mit einer botanischen Besonderheit ist der "Hundsrück" im Gillesbachtal bei Wahlen. An den steilen Hängen blühen sehr zeitig die Küchenschellen, die stellenweise in großen Massen auftreten und mit ihren violetten Glocken bereits Ende März den Frühling einläuten. Blaugras und Bergsegge sind die weniger auffälligen Begleiter solcher violetter Blütenrasen.
Der Name der Küchenschelle leitet sich von einer Verkleinerungsform der Kuh ab, vom "Küh-chen". Man kann sich leicht vorstellen, wie das Vieh früher über die Triftweiden wanderte, wobei die Leittiere eine Glocke trugen. Die Pflanze ist giftig und wurde schon in der Keltenzeit als Heilpflanze verwendet. Ihr Wirkstoff, das Protoanemonin, besitzt eine starke Reizwirkung und hilft gegen Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen und Hautleiden.
Die Kalkmagerrasen sind ein kulturgeschichtliches Dokument der in der Kalkeifel einst praktizierten Bewirtschaftungsformen. Deutlich sind an einem der Steilhänge noch die ehemaligen Terrassen erkennbar: an dieser Stelle wurde einst Ackerbau betrieben. Doch erst die früher hier übliche Weidewirtschaft mit Schafen machte die Entstehung der Magerrasen möglich und garantierte ihren Erhalt.
Das Beweiden übt einen starken Einfluss auf die Artenzusammensetzung der Fläche aus. Nur bestimmte Pflanzen ertragen es, regelmäßig abgefressen zu werden - Büsche und Bäume in aller Regel nicht. Überleben können nur solche, die sich gegen das Abfressen wehren können, wie der Schwarzdorn, den die Schafe wegen seiner dornenförmigen, stechenden Kurztriebe meiden.
Die zahlreichen Schwarzdorndickichte bereichern dieses Naturschutzgebiet und bieten Vögeln wie dem seltenen Neuntöter Ansitz und Unterschlupf, den häufigeren Arten wie den Amseln sind die blauen Beeren im Herbst eine willkommene Erweiterung des Nahrungsangebotes. Der Blütenreichtum dieser Gebüsche im April bildet eine wichtige "Bienenweide" während der frühen Jahreszeit.
Durch die Aufgabe der Schafbeweidung in den letzten Jahrzehnten kamen jedoch Gebüsche so vermehrt auf, dass sie die von viel Sonnenlicht abhängigen Kräuter beschatteten. Außerdem verfilzten die Magerrasen im jährlich absterbenden Gras. Die Bestände der für die Magerrasen typischen Gräser und Kräuter gingen zurück.
Durch die Wiedereinführung der Beweidung mit alten Schafrassen und durch Mahd werden seit einigen Jahren gezielt Maßnahmen zum Erhalt der Magerrasen durchgeführt. Seitdem haben sich viele der seltenen Pflanzen wieder vermehrt.
Moderner Naturschutz wie die Wiedereinführung der Beweidung muss in unsere Wirtschaftskreisläufe eingebunden sein, sonst bleibt er unbezahlbar. Daher ist es wichtig, dass über den Vertragsnaturschutz die einheimischen Landwirte in die Pflege und den Erhalt unserer Landschaft mit eingebunden werden.
Küchenschelle
Ausflugsziele
Sehenswerte Lehrpfade in der Kalkeifel
- Erlebnis- und Entdeckungspfade im Naturerlebnisdorf Nettersheim (Infos im Naturschutzzentrum)
- Römer-Kanal-Wanderweg (beginnend in Nettersheim, Literatur dort erhältlich)
- Pingenlehrpfad Kall, Beginn am Bahnhof
- Geo-Lehrpfad der Gemeinde Blankenheim
Wandern, Rad- und Bahnfahren in der Kalkeifel
Zum Wandern empfehlen wir
- die Wanderkarte des Eifelvereins 1:25.000 Blatt Nr. 5a Mechernich/Kommern,
- die Wanderkarte des Eifelvereins 1:25.000 Blatt Nr. 5 Nettersheim/Kall
- die Wanderkarte des Eifelvereins 1:25.000 Blatt Nr.12 Blankenheim und oberes Ahrtal
- die Wanderkarte des Eifelvereins 1:35.000 Blatt Nr.17 Prümer Land
Zum Radfahren sind
- die Freizeitkarte 1:50.000 "Nordeifel/Hohes Venn" des Landesvermessungsamtes NRW
- die Radwanderkarte 1:50.000 des Kreises Euskirchen
geeignet.
Es gibt ein großes Spektrum an Wander- und Radlerliteratur über die Eifel in den Eifeler und Aachener Buchhandlungen.
Besonders umweltfreundlich: eine Fahrt mit der Eifellinie.
Wenn Sie die Kalkeifel besuchen, wählen Sie von Euskirchen aus die Bahnhöfe
- Mechernich
- Scheven
- Kall
- Urft
- Nettersheim
- Blankenheimerdorf
um Wander- und Fahrradtouren mit einer Bahn-An- und Abreise zu kombinieren. Bahnanschlüsse nach Euskirchen gibt es von Köln und Bonn.
Die Biologische Station im Kreis Euskirchen
Die Biologische Station im Kreis Euskirchen ist eine Einrichtung für den Naturschutz im Kreisgebiet. Sie erfasst den aktuellen Zustand von Flächen und legt Zielsetzungen für die nötigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen fest, die meist im Rahmen von Förderprogrammen umgesetzt werden.
Anschrift: Steinfelder Straße 10, D-53947 Nettersheim, Tel. 0049-(0)2486-95070.
Das Freilichtmuseum Kommern
Das Rheinische Freilichtmuseum Kommern stellt auf weitem Gelände Gebäudegruppen aus den vier Teilen des Rheinlandes - Eifel, Westerwald, Niederrhein und Bergisches Land - aus. Diese traditionellen Bauernhöfe mit Dorfkapellen, Schulen, Mühlen, Backhäusern u.a. wurden an ihrem Ursprungsort abgebaut, in Kommern in historischem Umfeld mit Gärten und Dorfweiher wiedererrichtet und teilweise mit traditionellen Inneneinrichtungen und Gebrauchsgegenständen ausgestattet.
Auch lebende Tiere der traditionellen Bauernkultur werden gehalten, wie alte Rinder- und Schweine-Zuchtrassen. Typische Wildkräutersäume und -fluren des Dorfes werden in der Umgebung der Gebäude gepflegt, auf dem angrenzenden Waldgelände können Sie historische Landnutzungs- und Bewirtschaftsformen miterleben. Das Museum bietet außerdem wechselnde Aktionsprogramme und Vorführungen zu Themen der dörflichen Handwerke für Erwachsene und Kinder.
Anschrift: Auf dem Kahlenbusch, D-53894 Mechernich-Kommern. Tel. 0049-(0)2443-9980-0.
Das Kreismuseum Blankenheim
Im 1000jährigen Ort Blankenheim stellt das Kreismuseum im historischen Ortskern kultur- und nutzungsgeschichtliche Themen zur Eifellandschaft vor. Ein ganzer Themenblock stellt die Erdgeschichte mit Fossilien der Eifeler Meerestraße aus dem Devon dar und veranschaulicht die geologischen Verhältnisse vor Ort. Über mehrere Räume erstreckt sich die Siedlungsgeschichte mit Dokumentationen zu lokalen archäologischen Funden.
Neben typischen örtlichen Biotopen werden Landwirtschaft und Waldwirtschaft in anschaulichen Szenen, Dioramen und Großbildern gezeigt. Draußen im Kräutergarten werden traditionelle Nutzpflanzen angebaut, und freilaufende Hofhühner fehlen auch nicht.
Anschrift: Ahrstraße 55-57, D-53945 Blankenheim Tel. 0049-(0)2449-9515-0.
Das Naturelebnisdorf Nettersheim
Das umfassendste Angebot, die Natur- und Kulturlandschaft in vielfältiger Weise kennenzulernen, bietet das Naturerlebnisdorf Nettersheim. Das Naturzentrum Eifel in Nettersheim ist ein Zentrum für außerschulische Umwelterziehung.
Im Hauptgebäude am Römerplatz und in dem angegliederten Info-Haus "Alte Schmiede", den "Werkhäusern" und dem alten Bauernhaus mit Bauerngarten werden in Dauer- und Wechselausstellungen die erdgeschichtliche Entwicklung des Raumes, die Siedlungsgeschichte seit der Steinzeit und die verschiedenen Lebensräume mit ihren typischen Pflanzen- und Tiergesellschaften lebendig veranschaulicht.
Die Erlebnis- und Entdeckungspfade leiten Sie zu den vielen Sehenswürdigkeiten im Gelände. Schwerpunkt der Angebote sind Erlebnis- und Aktivfreizeiten unter fachlicher Begleitung im Gelände zu Vegetation und Naturschutz, Geologie und Archäologie. Besonders reizvoll sind die sich bietenden Verknüpfungen dieser Fachbereiche.
Kindergruppen- und Schulklassenprogramme zu Themen der Natur und des dörflichen Lebens werden angeboten. Für Gruppen ab zehn Personen können Sie auf Wunsch eigene Angebote zusammenstellen lassen.
Anschrift: Urftstr. 2-4, D-53947 Nettersheim. Tel. 0049-(0)2486-1246.
Wälder
Im Windschatten der Rureifel, des Hohen Venns und der Hocheifel ist die Kalkeifeleine warme und trockene Landschaft. Hier finden Sie Pflanzen, die man sonst eher im südlichen Raum findet.
Auf dem Kalkboden haben sich ursprünglich artenreiche Buchen- und Eichenwälder angesiedelt. Das Artenspektrum in ihren Kraut- und Strauchschichten ist besonders groß. Vor allem die Kräuter fallen im Frühjahr durch ihre Blütenpracht auf.
Häufig findet man hier die großen, exotisch anmutenden Blüten des Aronstabs oder den weißen Bärlauch. Als Sträucher sind Stachel- und Johannisbeere typisch. Die Kalkwälder unterscheiden sich darin deutlich von den Wäldern auf dem sauren Schiefer der Rureifel und des Venngebietes. Außerhalb der Kalkmulden kommen aber auch hier in der Kalkeifel magere, bodensaure Wälder mit Blaubeere und Siebenstern vor.
Ein großer Teil der ursprünglichen, natürlichen Wälder musste - wie überall in der Eifel - der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung weichen. Aus diesen ehemaligen Waldflächen entstanden Kalktriften, Wiesen und fruchtbare Äcker. Durch den reicheren Boden wurde die Kalkeifel schon viel früher besiedelt und ist heute stärker ackerbaulich geprägt als die Nachbarräume. Doch auch hier führten moderne Bewirtschaftungsformen zu Artenverarmung in der bäuerlichen Kulturlandschaft. Dennoch konnten im Rahmen von Förderprogrammen die Lebensräume für Wildkräuter durch ungespritzte und ungedüngte Wiesen- und Ackerrandstreifen wieder erweitert werden. Ebenso hat im Rahmen des Mittelgebirgsprogramms die extensive Nutzung von Bachauen mit wenig Weidevieh oder einmaliger Mahd pro Jahr zu einer auffälligen Bereicherung der typischen Pflanzenwelt beigetragen.
Durch die Aufgabenteilung in modernen Betrieben der Landwirtschaft sind auch die durch Nutzungsvielfalt ausgezeichneten alten Haustierrassen vom Aussterben bedroht. Zu ihrem Erhalt werden sie im Freilichtmuseum nachgezüchtet.
Mannsknabenkraut
Flora
Vor allem die Kalkmagerrasen mit ihrer Blütenfülle bieten reichlich Lebensraum für geschützte Arten. Händelwurz und Katzenpfötchen, Wundklee und Rosslauch sprenkeln die Wiesen. Farbenprächtige Schmetterlinge wie Distelfalter, Schachbrett, Heufalter, Admiral und Schwalbenschwanz ergänzen die Farbenpracht. Tiefrote Flecken auf dunkelgrauem Grund sind das Markenzeichen der "Blutströpfchen", einer Kleinfalterart, die sich jetzt häufig bei der Paarung beobachten lässt.
Insektenvielfalt
Beeindruckend ist die große Artenzahl der Bläulinge. Mindestens drei Arten erfasst man auf den ersten Blick. Ihre Unterscheidung ist fast eine eigene Wissenschaft, denn nur geringe Farbunterschiede zeichnen die verschiedenen Arten aus. Interessant ist, dass zum Beispiel der Heidewiesenbläuling in Symbiose mit Ameisen lebt. Die Raupen leben zunächst von Pflanzen, und werden dabei von Ameisen besucht. Diese "betrillern" die Raupen, d.h. sie betasten sie intensiv mit ihren Fühlern. Das veranlasst die Raupen, einen Tropfen Nahrungsflüssigkeit aus einer Drüse am Rücken abzugeben, den die Ameise ihrerseits aufnimmt. Nach einiger Zeit wird die Raupe als lebender Nahrungsspender in das Ameisennest geschleppt, doch hier entpuppt sie sich nun als Schmarotzer. Sie frisst ihrerseits die Ameisenbrut, überwintert im Nest, verpuppt sich im Frühjahr, schlüpft und verlässt dann das Ameisennest, um den gleichen Zyklus wieder neu in Gang zu setzen.
Doch auch die weniger farbenprächtigen Insekten sind eine interessante Lebewelt: so der Warzenbeißer, eine Singschrecke mit langen Fühlern, die sich überwiegend von anderen Insekten, gelegentlich auch von Pflanzen ernährt. Früher hat man diese Heuschrecken gefangen, um sie auf Warzen an den Händen zu setzen. Der Saft, den diese Tiere beim Hineinbeißen in die Haut abgeben, soll Warzen zum Verschwinden bringen.
Der Insektenreichtum von blütenreichen Magerwiesen ist beachtlich. In großen Mengen leben die - meist geflügelten - Summer und Brummer in der Nähe ihrer nektarspendenden Nahrungsquellen und bilden einen bedeutenden Teil im Nahrungsnetz des Naturhaushaltes. Vor allem für die insektenfressenden Vögel wie Schwalben und Mauersegler, aber auch für Kleinsäuger, Frösche und Feuersalamander bilden sie eine lebenswichtige Voraussetzung. Der Erhalt dieser Nahrungsnetze ist eine der wesentlichen Aufgaben unserer Naturschutzgebiete.
Fauna
Südlich von Mechernich liegt eine Landschaft, in der aufgrund der früheren Bleierzgewinnung eine für die Eifel außergewöhnliche Häufung kleiner Gewässer entstanden ist. Viele dieser Teiche, Tümpel und Gräben, die heute von Wald umgeben sind, hatten ursprünglich eine Bedeutung in der Erzaufbereitung, wie der große Buchholzweiher. Aufgrund des großen Gewässerangebotes kann man in dieser Landschaft, die außerdem noch sehr unterschiedliche Lebensräume bietet, eine Vielzahl interessanter Tierarten finden.
Was die Lebensstrategie der Amphibien angeht, so sind diese Tiere grundsätzlich an das Leben im Tümpel angepasst. Tümpel sind Lebensräume, die für eine Zeit im Jahr austrocknen. Sie füllen sich in der kalten Jahreszeit mit Grundwasser, Niederschlägen oder Schmelzwasser und verlieren ihr Wasser während der Sommermonate durch den nachlassenden Eintrag und die zunehmende Verdunstung. Schon früh im Jahr laichen Erdkröte, Grasfrosch, Berg-, Teich- und Fadenmolch in den Tümpeln. Denn die Entwicklung ist immer ein Wettlauf mit der Zeit: Die Larven, wie z.B. die Kaulquappen des Grasfroschs atmen durch Kiemen und sind auf Wasser angewiesen. Erst wenn ihre Entwicklung soweit fortgeschritten ist, dass sich Lungen gebildet haben, mit denen sie Luft atmen können, können sie das Wasser verlassen ? falls der Tümpel nicht vorher ausgetrocknet ist. Ein großer Teil des Laichs und der Larven geht auf diese Weise zugrunde, doch ein noch größerer überlebt.
Viele Amphibien wählen die Tümpelgröße zum Ablaichen so aus, dass sie das Wasser bis zur Beendigung der Larvenzeit halten, oder wählen gleich einen größeren Teich, der das ganze Jahr über mit Wasser gefüllt bleibt. Doch in Teichen ist auch die Anzahl der Feinde größer, die Laich und Larven bedrohen. Viele Kaulquappen werden Opfer und Nahrungsgrundlage anderer Teichbewohner: Für Stockenten ist Laich ein leckeres Zubrot, und Wasserwanzen oder die großen Libellen und Wasserkäfer, die ebenfalls ihre Larvenzeit in Teichen verbringen, verschmähen Kaulquappen nicht.
Zum Sommer verlassen die Amphibien die Tümpel und Teiche, in denen sie sich von Kleinstlebewesen ernährt haben und suchen ihre Nahrung nun in der Form von Insekten auf den umgebenden Feuchtwiesen. Ein Tümpel oder Teich reicht also für das Leben der Amphibien nicht aus, auch das umgebende Umland muss ausreichend Nahrung und Deckungsräume bieten. Das mag der Grund dafür sein, warum in manchen Gartenteichen, die in gut gepflegte Rasenflächen eingebettet sind, keine Amphibien siedeln.
Zum Herbst verkriechen sich die wechselwarmen Tiere unter Steinen und in der Erde, um geschützt zu überwintern und von ihren Nahrungsreserven zu zehren, die sie sich im Verlauf des Sommers angefressen haben. Im Frühjahr verlassen sie ihr Versteck und wandern zu den Gewässern, um sich zu paaren und zu laichen. Vor allem abends sind in dieser Zeit die regelmäßigen Knurrlaute der Grasfrösche und das metallische Grunzen der Erdkröten zu hören, die ihre Balz begleiten. Gelegentlich lässt sich hier im Mechernicher Raum auch der Feuersalamander beobachten. Vielleicht ist das Wetter ausreichend mild, so dass zu diesem Termin Mitte April bereits die etwas später laichenden Arten wie Wasserfrösche und Geburtshelferkröten unterwegs sind.
Krötenbalz
Geologie
Wer mit aufmerksamen Augen durch die Eifel wandert, hat sicher schon in Steinbrüchen, an Weganschnitten, umgepflügten Äckern oder im Erdaushub für einen Neubau eigenartig geformte Steine entdeckt. Bei näherem Hinschauen kann man feststellen, dass diese Formen manchmal große Ähnlichkeit den Muscheln Schnecken und Korallen haben, wie sie auch heute in den Meeren leben. Es wird klar, dass man auf Versteinerungen, auf Überreste von Organismen aus längst vergangenen Zeiten gestoßen ist.
Mit den Fragen der Entstehung und des Alters der Fossilien hat man sich schon vor 2000 Jahren beschäftigt. Erste schriftliche Zeugnisse über Versteinerungen in der Eifel jedoch sind erst ca. 200 Jahre alt. Seitdem ist die Eifel ein bekanntes Forschungsgebiet zahlreicher in- und ausländischer Geologen und Paläontologen geworden. Nicht selten ermöglichen die Funde neue Erkenntnisse für die Forschung. In den letzten Jahrzehnten wird sie auch verstärkt von Hobbysammlern besucht. Für die Hobbysammler wird ein ernsthafter, verantwortungsvoller und schonender Umgang mit dem Fundmaterial angestrebt, da Unkenntnis und Achtlosigkeit zu nicht wieder gutzumachenden Schäden führen können.
Eifelmeer
Die Versteinerungen in der Eifel sind vor ca. 350 bis 400 Millionen Jahren entstanden. Dieser erdgeschichtliche Zeitabschnitt wird Devon genannt und in Unter-, Mittel- und Ober-Devon untergliedert. Zu dieser Zeit war die Eifel von einem 100 bis 200 m tiefen Flachmeer, dem Devonmeer, bedeckt. Da es sich in der Nähe des Äquators befand, kann man eine Wassertemperatur von ca. 20 Grad annehmen. Vor allem im Mittel-Devon existierten Korallenriffe und Lagunen, die mit denen der heutigen Südsee vergleichbar sind.
Von den Tieren, die dieses Meer bewohnten, sind mit einigen Ausnahmen nur die Hartteile erhalten; das können Schalen von Muscheln oder Brachiopoden, Gehäuse von Schnecken, Panzer von Trilobiten, einer heute ausgestorbenen Tiergruppe oder Stützskelette von Korallen sein. Nur jene Tiere, die nach ihrem Tode sofort von Ablagerungen von Sand oder Schlamm zugedeckt wurden und damit vor Aasfressern und Verrottung geschützt waren, hatten die Chance, als Versteinerung überliefert zu werden. Nun mussten sie noch das sich über viele Jahr Millionen hinziehende Absenken des Meeresbodens überstehen. In dieser Zeit ging mit dem Ablagern von mehreren hundert Metern Sediment, unter dessen Druck der Schlamm zu Stein wurde, das Devonmeer zurück und gewaltige endogene Kräfte hoben und falteten den ehemaligen Meeresboden zu mächtigen Gebirgszügen auf, die dann durch Wind und Wetter zur heutigen Mittelgebirgshöhe abgetragen wurden. Erst jetzt können die Versteinerungen auf die Entdeckung durch Sammler warten.
Eifeler Kalkmulden
Der Großteil der Eifel wird von unterdevonischen Ablagerungen gebildet, während das jüngere Mittel-Devon nur in sogenannten Eifeler Kalkmulden erhalten geblieben ist. Unter den Kalkmulden ist die Prümer Mulde herausragend. Sie ist mit 240 qkm die größte und enthält als einzige eine fast lückenlose, fossilreiche Gesteinsabfolge bis ins Ober-Devon, was sie für die Forschung sehr interessant macht. An einer Fundstelle bei Schönecken/Wetteldorf wurde von der Wissenschaft die Grenze zwischen Unter- und Mittel-Devon festgelegt und ist seit 1981 der weltweit einzig gültige Maßstab.
In Prüm und Schönecken befinden sich zwei geologische Lehrpfade, und eine bebilderte Broschüre dazu ist vorhanden. Außerdem zeigt die Informationsstätte "Mensch und Natur" in Prüm eine umfangreiche Sammlung von Fossilien überwiegend aus dem Unter-Devon der Prümer Mulde.
Brachiopode
Spuren des Menschen
Siedlungsgeschichte: Neandertaler, Römer, Franken...
In Kalkgebieten sind Fließgewässer selten, und unter den zahlreichen Tälern, die die Kalkeifeldurchschneiden, sind Trockentäler häufiger als Bachläufe. Das Wasser versickert in klüftigen, höhlenreichen und verkarsteten Gesteinen, löst dabei den Kalk und lagert ihn als chemisch verändertes Gestein, als Kalksinter, wieder ab.
Beeindruckend ist das Kalksintermassiv des Kartsteins bei Eiserfey. Vor mehr als 200.000 Jahren befand sich an der Stelle des Kartsteinfelsens ein Quellbereich mit üppigem Pflanzenbewuchs.
Über Jahrtausende floss das kalkhaltige Wasser über Moose und andere kleine Pflanzen, schied dabei den Kalk aus und erzeugte dieses Sintermassiv. Durch den Weyrerbach wurde darin ein Hohlraumsystem ausgewaschen, die heutigen Kakushöhlen. Funde von Höhlenbär und Wollnashorn sowie Kulturreste bezeugen, dass die Kakushöhlen in prähistorischer Zeit bewohnt waren.
Typisch für Kalkgebiete sind ergiebige Grundwasservorkommen mit starken Quellschüttungen, wie z.B. die Erftquelle oder die Ahrquelle in Blankenheim. Schon die Römer schätzten das Grundwasser der Kalkeifel und bauten eine über 90 Kilometer lange Wasserleitung nach Köln. Ausgrabungen aus der Römerzeit, darunter Tempel und große Gehöfte, sowie Funde aus der Frankenzeit geben Zeugnis unterschiedlicher Etappen Eifeler Siedlungsgeschichte und der Entwicklung der Kulturlandschaft.
In besonders leicht erfassbarer Weise wird die Siedlungsgeschichte in der archäologischen Ausstellung des Naturschutzzentrums Eifel in Nettersheim dargestellt. Daneben werden eine Reihe von Veranstaltungen zur Entwicklung der Eifeler Kulturlandschaft, sowie im speziellen auch zu Lebens- und Wirtschaftsweisen der Römer und Franken angeboten.
Historische Eisenindustrie
Auch heute noch sind die Spuren einer vergangenen Eisenindustrie in der Landschaft der Kalkeifel zu erkennen. Vor allem in der Umgebung von Kall weist die Landschaft noch zahlreiche Narben dieser industriellen Phase auf.
Eisenzeit
Erste Spuren von Eisenverhüttung in der Kalkeifel finden sich bereits in der vorchristlichen Latène-Zeit: kleine kegelförmige Öfen aus gebranntem Lehm von 1 m Durchmesser. Sie hatten Luftlöcher in Bodennähe und eine kleine runde Gichtöffnung als Rauchabzug und Beschickungsloch. Mit diesen primitiven Öfen ließen sich zerkleinerte Eisenerzstückchen schmelzen. Die Römer übernahmen diese Technik und sorgten für eine weitere Verbreitung der Erzverhüttung in die Eifel.
Rennherde und Reidemeister
Im Frühmittelalter schmolz man das Erz in offenen Erdgruben, den sogenannten Rennherden, oder in niedrigen Schachtöfen. "Luppen" hießen die spröden und unreinen Metallklumpen, die man daraus gewann. Durch Hämmern und weiteres Erhitzen wurde das Roheisen in zäheres, schmiedefähiges Metall verwandelt.
Seit dem 15. Jahrhundert wurden in der Kalkeifel Hochöfen betrieben. In den Hochöfen konnten erstmals sehr hohe Temperaturen erreicht werden, so dass das Eisen schmelzflüssig wurde und den Metallguss ermöglichte. Man verlegte die Hütten von den Höhen und Berghängen in die Bachtäler, um die Wasserkraft zur Bedienung der Blasebälge an den Öfen und zum Formen des Metalls durch große Hämmer zu nutzen. Die Hüttenwerke wurden von Reidemeistern geführt, die eine privilegierte Stellung im sozialen Gefüge einnahmen und Sonderrechte genossen. Das Wort "Reide-" oder "Reidt-" stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet soviel wie "aufbereiten". Die hochwertigen Erzeugnisse aus der Eifel wurden bald über die Grenzen hinaus bekannt.
Als Brennmaterial für den Schmelzprozess des Erzes wurde Holzkohle aus Buchenholz verwendet. Davon zeugen heute noch zahlreiche Meilerplätze in den Wäldern der Nordeifel.
Tagebau und Pingen
Der Abbau des Eisensteins erfolgte teilweise über Tage, wie auf dem "Stahlberg" im Golbacher Wald noch deutlich zu erkennen ist. Lagen die Vorkommen tiefer, wurden Schächte zu erzführenden Schichten im Boden angelegt - meist paarweise, mit einem Belüftungs- und einem Förderschacht. Die Einstiegsöffnungen dieser paarigen Schächte sind heute in der Umgebung von Kall noch in der Form von zahlreichen paarigen Bodenvertiefungen, den "Pingen", zu finden.
Aufwendige Vorbereitungen
Vor der Verhüttung wurde das Gestein von Erzwäschern "gewaschen", d.h. verlesen und von Steinklopfern zerkleinert. Am Waschen, das häufig an nahegelegenen Bächen durchgeführt wurde, waren häufig auch Frauen und Kinder beteiligt.
Auf der Hütte mussten ständig Sandbetten zum Auffangen des glühenden Metalls geformt werden. Beimengungen von Lehm und Pferdekot machten die Sandbetten haltbar.
Nach mehreren Schmelzvorgängen wurde der Innenausbau eines Ofens erneuert. Dieses "Stellen" war in der Anfangszeit der Hochöfen eine Facharbeit, für die man Meister aus der Wallonie kommen ließ. Der französische Einfluss dieser Zeit macht sich heute noch in einigen sprachlichen Hinterlassenschaften bemerkbar, wie z.B. in dem Begriff "Pütz", der sich vom französischen "puits" für "Bergwerkschacht" ableitet.
Störungsfrei arbeiten mussten auch die großen Blasebälge, die dem Hochofen während des Schmelzprozesses Luft zuführten. Sie wurden vor einem Schmelzvorgang gefettet oder mit neuen Ledern bespannt. Vor der Inbetriebnahme wurde ein Ofen mehrere Tage lang getrocknet und vorgeheizt. Zum Schmelzen befüllte man ihn mit Holzkohle und Erz. Schmelzer und Aufgeber kontrollierten den Schmelzvorgang und trennten beim Abstich das flüssige Roheisen von den Steinschlacken. Während der sogenannten "Hüttenwochen" wurde der Hochofen unausgesetzt befüllt und abgelassen.
Nachbereitung
Nach dem Hochofenprozess wurde das nicht schmiedbare Roheisen in einem weiteren "Frischverfahren" noch einmal erhitzt, entkohlt, in zähflüssige Luppen zerteilt und zu den benachbarten Hammerwerken gebracht. Hier trieben Wasserräder mächtige Hämmer, unter deren ohrenbetäubendem rhythmischen Schlag die Luppen "gereckt" wurden: der Schmied erhitzte das Eisen immer wieder im Feuer und hielt es so geschickt unter den Hammer, dass es die Form einer Sense oder eines anderen Werkzeuges annahm.
In den Eifeler Industriebetrieben wurden Gebrauchsgegenstände des Alltags wie Töpfe, Nägel, Hufeisen, Öfen, aber auch Baumaterialien und Waffen hergestellt.
Pingen im Goldbacher Wald
Kakushöhle
Landschaftskarte des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn - Eifel © Naturpark Nordeifel e.V.