54595 Prüm
Eröffnung eines Büros für Streuobst durch die Naturparke Süd- und Nordeifel
Irrel / Prüm, den 25. Juni 2019: Streuobstwiesen sind gelebte Artenvielfalt und praktizierte Landschaftsästhetik. Sie prägen seit Jahrhunderten unsere Kulturlandschaft. Aufgrund abnehmender Wertschätzung und ausbleibender Pflege geht deren Bestand jedoch massiv zurück. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gab es in den 30er Jahren 500.000 sogenannte Hochstammobstbäume. Heute wird ihr Bestand auf 200.000 geschätzt, 80 % der Bäume befinden sich in einem schlechten Zustand. In einem ersten Projekt der Naturparke Süd- und Nordeifel konnten 2013 über 2000 Obstbäume durch fachgerechte Schnittpflege wieder in einen vitalen Zustand versetzt werden.
Während des Projektes wurde klar, dass die Streuobstwiesen langfristig nur zu erhalten sind, wenn Nutzung und Verwertung des Streuobstes attraktiver werden. Mit neuen Fördergeldern haben die Naturparke 2019 ein Streuobstbüro in Irrel eingerichtet. Seit Juni kümmert sich dort der Umweltwissenschaftler Dr. Holger Tülp um die Belange rund um die Hochstammobstbäume. Das Streuobstbüro ist unter 6525-792-6150 bzw. tuelp@naturpark-suedeifel.de zu erreichen.
Ziel des neuen Projektes ist die Inwertsetzung der Kulturlandschaft durch die Vitalisierung der Wertschöpfungskette Streuobst. Da häufig fachkundige Personen fehlen, die den Streuobstbesitzern mit Rat und Tat zur Seite stehen, ist es geplant, einen Baumwart-Lehrgang in Bollendorf zu veranstalten. Die Ausbildung besteht aus acht zweitägigen Einheiten und erstreckt sich über ein Jahr. Im September soll der Lehrgang in Zusammenarbeit mit Dr. Jürgen Lorenz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz starten. Der Kurs richtet sich an engagierte Personen, die sich für Anlage, Erhalt, Pflege und Nutzung der Streuobstwiesen einsetzen möchten. Informationen zum Kurs und zur Teilnahme können über die Emailadresse: streuobst@dlr.rlp.de erfragt werden.
Ebenfalls in Planung sind Veranstaltungen in der Erntesaison mit einer mobilen Kelterei. Privatpersonen können dabei zuschauen, wie ihre Äpfel binnen kurzer Zeit zu köstlichem Saft verarbeitet werden. Generell wird auch eine höhere Dichte von Annahmestellen für Streuobst angestrebt. Denn häufig ist es für Privatpersonen eine große Hürde, ihre Ernte zu einer Annahmestelle zu transportieren, wenn Material und teure Maschinen fehlen. Um dies zu erleichtern, ist der Aufbau eines Logistiknetzes geplant, das auch für Besitzer kleinerer Flächen die Attraktivität der Vermarktung ihrer Ernte erhöhen soll.
Um Angebote und Nachfragen, Wissen, Interessen, Material und Arbeitskräfte zu bündeln und zu verbreiten, ist die Einrichtung einer Online-Streuobstbörse im weiteren Verlauf des Projekts geplant. Dort können sämtliche Akteure wie Streuobstbesitzer*innen, Verarbeiter*innen, Personal zur Ernte und Baumpflege, Imker*innen, Gastronomie, Handel und Tourismus zueinander finden und damit die Wertschöpfungskette des Streuobstes effizient gestalten und ausschöpfen.
Aber auch nicht direkt Beteiligte sollen für die Schönheit und Wichtigkeit der Streuobstwiesen sensibilisiert werden. Denn als Bindeglied zwischen intensiver Agrarfläche und Naturraum fungieren die Streuobstwiesen nicht nur als Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten, sondern sind auch für den Menschen ein Kleinod, das fast vergessene und hocharomatische Obstsorten beherbergt. Wanderer und Touristen sollen auf Themenwanderwegen deshalb näher an diese kulturgeografische Spezialität herangeführt werden.
Naturpark Nordeifel e.V.
54595 Prüm
Streuobstbüro der Naturparke Nordeifel und Südeifel
54666 Irrel